Auch Miroslav Klose ist bei der Partie gegen Frankreich wegen eines Bänderrisses im Knie nicht dabei. Schweinsteiger sagte ebenfalls ab.

Frankfurt/Main. Das neue Länderspieljahr beginnt, wie das alte zu Ende ging. Joachim Löw ist vor dem ersten Test der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an diesem Mittwoch in Paris doch wieder als Experimentier-Meister gefragt. Eine förmliche Absagewelle traf den Bundestrainer am Montag noch vor dem Treff seiner auserwählten Spieler in Frankfurt. Die Dortmunder Mario Götze, Marco Reus und Marcel Schmelzer reisten krankheitsbedingt gar nicht erst an und fallen für das kleine Jubiläumsspiel gegen den Nachbarn Frankreich am Mittwoch (21.00 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de) aus.

Auch der Wahl-Italiener Miroslav Klose musste nach einer Untersuchung bei DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller Wohlfahrt absagen. Der Stürmer von Lazio Rom hat sich einen Bänderriss im Knie zugezogen und fällt mehrere Wochen aus. Löw nominierte Sven Bender vom BVB nach. Dessen Zwillingsbruder Lars Bender (Knieprobleme) war ebenfalls von Müller-Wohlfahrt untersucht worden, konnte aber anschließend zum DFB-Treffpunkt reisen. Auch der angeschlagene Ilkay Gündogan (Knöchel) traf in Frankfurt ein. Löw stehen für das 25. Länderspiel gegen die Franzosen, bei dem unter den rund 75.000 Zuschauern auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande erwartet werden, somit 19 Spieler zur Verfügung.

Wenigstens war aufgrund der Verletztenmisere das Gemoser von Stammtorwart Manuel Neuer über seine einmalige Aufgabe als Reservist von Rückkehrer René Adler zweitrangig. „Ich denke, dass das eine Spiel nicht viel ändern wird an der Rollenverteilung“, bewertete sogar Adler vor seinem Comeback nach 812 Tagen die Torwart-Situation unaufgeregt.

Die sportliche Leitung des DFB-Teams bastelte vor dem Abflug in die französische Hauptstadt am Dienstag intensiv an Notlösungen für andere Positionen, bemühte sich jedoch um Normalität. „Im Februar weiß man immer, dass es Verletzungen gibt“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff und nahm gleich den Rest des Aufgebots in die Pflicht: „Wir haben gezeigt, dass wir einen guten Kader haben. Es können sich andere Spieler präsentieren.“

So soll im 25. Vergleich mit Frankreich – sieben DFB-Siegen stehen bei sechs Remis bisher elf Niederlagen entgegen – der derzeitige Bayern-Reservist Mario Gomez im Stade de France eine Chance bekommen. „Ich freue mich auf das Spiel“, betonte der 24-jährige Stürmer, der zuletzt im verlorenen EM-Halbfinale 2012 das Adler-Trikot getragen hatte. Danach musste er eine monatelange Verletzungspause einlegen, die ihn in München den Stammplatz gekostet hat. „Ich bin in Tritt“, bemerkte Gomez trotzdem. Für ihn sei die Nationalmannschaft „immer etwa Schönes, egal wie die Situation im Verein ist“.

Es sei wichtig, „Mario Gomez mit seinen großen Qualitäten wieder an die Nationalmannschaft heranzuführen“, meinte der Bundestrainer, für den der Start ins Vor-WM-Jahr durch die erneuten Ausfälle noch komplizierter wird. Ohnehin sei es „nach einer längeren Pause immer schwierig einzuschätzen“, in welchem Zustand das Team und jeder Einzelne kurz nach der Winterpause schon ist. Jetzt stehen neben Holger Badstuber (Kreuzbandriss) und dem kurzfristig ausgefallenen Bastian Schweinsteiger (Adduktorenverletzung) gleich drei Dortmunder Profis nicht zur Verfügung.

Mittelfeldmann Götze leidet an einem viralen Infekt. Reus fällt wegen einer Adduktorenzerrung aus. Bei Schmelzer wurde eine Sprunggelenkverletzung und eine Racheninfektion diagnostiziert. Schon beim 0:0 im letzten Spiel 2012 in Amsterdam gegen die Niederlande hatten gleich acht Nationalspieler gefehlt. „Ich wollte jetzt einfach, nachdem im November einige Spieler nicht dabei waren und andere eine längere Pause hatten, den Kader etwas größer halten als es normalerweise bei einem Länderspiel der Fall ist“, bemerkte Löw zu seiner großen Zahl von 23 ursprünglich Nominierten. Inzwischen hat sich diese Zahl erheblich reduziert. Möglicherweise wird der Bundestrainer noch nachnominieren.

An der Zielstellung für den Neubeginn nach dem durchwachsenen Länderspieljahr 2012 aber soll nicht gerüttelt werden. „Wir wollen das Spiel gut abschließen und es nutzen, die Mannschaft weiter zu entwickeln“, erklärte Bierhoff. Auch dass die DFB-Elf seit fast 78 Jahren in Frankreich nicht mehr gewonnen hat und seit fünf Jahren auf einen Sieg zum Jahresauftakt wartet, soll keine Rolle spielen.

„Die Statistik muss gebrochen werden“, sagte Bierhoff und ergänzte: „Wenn uns ein Sieg gelingen würde, wäre das ein guter moralischer Aspekt dieses Spiels.“ Der letzte Sieg gegen die „équipe tricolore“ überhaupt datiert aus dem Jahr 1987, der letzte und bislang einzige Auswärtserfolg stammt gar aus dem März 1935. „Wir werden versuchen, dieses Spiel zu gewinnen und nicht an diese Serie denken“, bemerkte Gomez.

So könnte Deutschland spielen: Adler – Höwedes, Mertesacker, Hummels, Lahm – Khedira, Kroos - Müller, Özil, Schürrle – Gomez