Bundestrainer Löw beruft zwei HSV-Profis ins Aufgebot. Definitiv in der Startelf gegen Frankreich wird der Torhüter der Hamburger stehen.

Frankfurt/Main. René Adler darf nach seiner wundersamen Rückkehr zu alter Stärke erstmals seit 27 Monaten wieder für Deutschland spielen. Weitere Personalveränderungen hat Joachim Löw für das Prestigeduell gegen Frankreich aber nicht vorgesehen. Einen fixen Zeitpunkt für eine Rückkehr von Stürmer Stefan Kießling gibt es derzeit nicht, betonte der Bundestrainer am Freitag.

Löw gab HSV-Schlussmann Adler bei der Nominierung des Kaders für die Auftaktpartie 2013 am Mittwoch (21.00 Uhr/ARD) eine Einsatzgarantie. „René Adler hat in der Bundesliga eine sehr starke Hinserie gespielt. Nachdem er gegen die Niederlande in unser Aufgebot zurückgekehrt ist, hat er nun eine Chance verdient, sich gegen Frankreich zu beweisen“, sagte Löw.

Wie erwartet verzichtete Löw auf sonstige personelle Überraschungen für das Nachbarschaftsduell im Stade de France vor den Toren von Paris, wo auch Edelfan Angela Merkel live die Daumen drücken will. Alle 23 Spieler gehörten bereits mehrfach zum DFB-Aufgebot. Außer Adler, Schalkes Julian Draxler und HSV-Verteidiger Heiko Westermann waren alle auch schon bei der EM 2012 dabei. „Ich denke, dass wir einen sehr guten Kader haben, den wir aber auch benötigen, um den technisch enorm starken Franzosen auf Augenhöhe begegnen zu können“, sagte Löw.

Der letzte Sieg gegen die Équipe tricolore datiert bereits aus dem Jahr 1987 (2:1). Seitdem gab es fünf Niederlagen und ein Unentschieden. Vor zwölf Monate war der Jahresauftakt ins EM-Jahr beim 1:2 in Bremen gegen die Bleus um Bayern-Star Franck Ribéry schiefgegangen. Überhaupt hat Löw eine denkbar schlechte Startbilanz. Seit 2008 (3:0 in Österreich) konnte die DFB-Elf keine ihrer Auftaktpartien mehr gewinnen. Am Mittwoch können Mesut Özil und Co. immerhin auf Unterstützung ihres prominentesten Fans zählen. Bundeskanzlerin Merkel will mit dem französischen Präsidenten François Hollande die Partie besuchen.

Adler reagierte erfreut auf die Löw-Ankündigung. „Das ist eine schöne Überraschung für mich. Gegen Holland saß ich ja nur auf der Bank, deswegen fühlt es sich jetzt wie ein richtiges Comeback an. Ich kann mich nur bedanken für das Vertrauen. Auch beim HSV. Ohne den Wechsel nach Hamburg und den Rückhalt, den ich hier erfahren habe, wäre auch eine Rückkehr in die Nationalmannschaft nicht möglich gewesen“, sagte der 28-Jährige.

Adler hatte letztmals im November 2010 in Schweden (0:0) für Deutschland gespielt. Seinen Stammplatz hatte er durch seine Rippenverletzung bereits im Sommer 2010 an Manuel Neuer verloren, der durch eine gute WM-Leistung zur Nummer eins aufstieg. Dieser Status ist ihm trotz des Adler-Einsatzes in Paris weiter gewiss, versicherte Löw: „Aktuell ist er unsere klare Nummer eins.“

In den März-Spielen, wenn es gegen Kasachstan (22./26. März) wieder um Punkte für die WM-Qualifikation geht, werde Neuer wieder spielen, kündigte Löw an. Dessen bisherige Stellvertreter Marc-André ter Stegen (Borussia Mönchengladbach) und Ron-Robert Zieler (Hannover 96) müssen den Adler-Einsatz als klare Rückstufung verstehen.

Mit dem Aufgebot vom Novemberspiel in den Niederlanden (0:0) ist der DFB-Kader nicht zu vergleichen. Damals hatten unter anderen Mario Gomez, Sami Khedira, Miroslav Klose und Özil verletzt oder angeschlagen abgesagt. Diesmal hat Löw bis auf den langzeitverletzten Münchner Holger Badstuber (Kreuzbandriss) wieder sein stärkstes Personal zur Verfügung. Nachrücker wie Roman Neustädter, Sebastian Jung oder U21-Kapitän Lewis Holtby müssen wieder ins zweite Glied.

Nicht nominiert wurde Stefan Kießling von Bayer Leverkusen. Löw setzt im Angriff weiter auf Klose und Gomez. Eine Entscheidung über ein Comeback von Kießling gibt es derzeit nicht. „Ich habe es völlig offen gehalten. Ich habe keine konkrete Aussage gemacht ja oder nein“, erklärte Löw über die Spekulationen, der Leverkusener werde zu den nächsten WM-Qualifikationsspielen im März gegen Kasachstan ins DFB-Aufgebot zurückkehren. „Es ist bemerkenswert, wie er zuletzt gespielt hat und was er geleistet hat“, erklärte Löw zu Kießling, der 13 Mal in der Bundesliga getroffen hat.

Aber Klose und Gomez sind für Löw „eine Nasenlänge“ voraus. „Die beiden Spieler verkörpern in höchstem Maße unsere Spielphilosophie“, sagte der DFB-Chefcoach. „Wenn ich einen Stefan Kießling zurückhole, muss ich ihm eine echte Perspektive für Monate geben“, ergänzte Löw. Jetzt sei dafür nicht der richtige Zeitpunkt.

Ein Einsatz von Gomez würde auch Bayern-Coach Jupp Heynckes freuen. „Es wäre positiv für einige zu spielen, zum Beispiel Mario Gomez“, sagte Heynckes, bei dem der Angreifer derzeit nur zweite Wahl ist. Gleiches gilt für Verteidiger Jêrome Boateng.

Das DFB-Aufgebot für Frankreich

Tor: Rene Adler (Hamburger SV), Manuel Neuer (Bayern München)

Abwehr: Jerome Boateng (Bayern München), Benedikt Höwedes (Schalke 04), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Philipp Lahm (Bayern München), Per Mertesacker (FC Arsenal), Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund), Heiko Westermann (Hamburger SV)

Mittelfeld: Lars Bender (Bayer Leverkusen), Julian Draxler (Schalke 04), Mario Götze, Ilkay Gündogan (beide Borussia Dortmund), Sami Khedira (Real Madrid), Toni Kroos, Thomas Müller (beide Bayern München), Mesut Özil (Real Madrid), Lukas Podolski (FC Arsenal), Marco Reus (Borussia Dortmund), Andre Schürrle (Bayer Leverkusen), Bastian Schweinsteiger (Bayern München)

Sturm: Mario Gomez (Bayern München), Miroslav Klose (Lazio Rom)