Platz zwei gehört dem Sieger, doch weitere Duelle reizen: Die Lewandowskis, Benders, eine Revanche und Kuba gegen Castro ...

Leverkusen/Dortmund. Mehr Top-Spiel ohne Bayern München geht nicht: Wenn Bayer Leverkusen Borussia Dortmund empfängt, spielt nicht nur der Tabellenzweite gegen den Dritten der Fußball-Bundesliga. Am Sonntag (17.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) steigt auch das Duell des einziges Bayern-Bezwingers der laufenden Saison und des Bayern-Demütigers der vergangenen Spielzeit, das Duell des besten Heimteams gegen die drittbeste Auswärts-Mannschaft und der Vergleich der besten Liga-Torschützen Stefan Kießling (Leverkusen/13 Tore) und Robert Lewandowski (Dortmund/12).

Für Leverkusen ist es auch ein Spiel gegen „spanische Verhältnisse“ in der Bundesliga mit nur zwei dominierenden Teams. „Es ist nicht egal, ob wir Zweiter oder Dritter sind“, sagt Mittelfeldspieler Stefan Reinartz: „Hier reden viele vom Duell der Bayern gegen Dortmund. Ich fände es richtig geil, wenn wir einen von beiden Clubs hinter uns lassen würden.“

Die Partie mit insgesamt sieben Nationalspielern aus dem deutschen A-Kader für das Spiel in Frankreich ist erst einmal in jeder Hinsicht ein wegweisendes Duell um die Vize-Meisterschaft. Die Jagd auf Spitzenreiter Bayern haben beide Teams angesichts von elf beziehungsweise zwölf Punkten Rückstand bereits aufgegeben. „Der BVB diese Saison Meister - das ist lächerlich“, sagt BVB-Coach Jürgen Klopp: „Aber es ist unser Ziel, Leverkusen noch einzuholen, die wollen wir schnappen.“

Bayer, das in der seit April dauernden Amtszeit der Trainer Sascha Lewandowski und Sami Hypiää noch ohne Heimniederlage ist, begegnet dem Meister der vergangenen beiden Jahre zwar mit Selbstbewusstsein, aber auch mit einer Menge Respekt. Sportchef Rudi Völler bezeichnet die mit zwei Siegen und 8:0 Toren glänzend in die Rückrunde gestarten Dortmunder sogar als drittbeste Mannschaft Europas hinter den Bayern und dem FC Barcelona, „und wenn die Borussia einen Lauf hat, kann sie die Champions League gewinnen“.

Respekt haben sich die Dortmunder auch durch das Hinspiel verschafft, als sie Leverkusen beim 3:0 regelrecht demontierten. „Das war unser schlechtestes Saisonspiel“, sagt Völler und sieht noch eine offene Rechnung. „Wir haben etwas gutzumachen“, sagt auch Bayer-Coach Sascha Lewandowski. „Wenn wir so spielen wie beim letzten Mal holen wir garantiert die Punkte“, entgegnet sein Namensvetter Robert Lewandowski, seines Zeichens BVB-Stürmer.

Das Duell der (nicht verwandten) Lewandowskis ist nur eine der kleinen Randgeschichten, die dieses Spitzenspiel schreibt. So treffen sogar Zwillinge aufeinander, auch wenn Dortmunds Sven Bender im Gegensatz zu Leverkusens Lars Bender wohl zunächst auf der Bank sitzen wird. Bayer-Stürmer Andre Schürrle spielt gegen seine Freunde Marco Reus und Mario Götze, mit denen er schon zusammen im Urlaub war. Und ganz findige Fans freuen sich gar auf das Duell „Kuba gegen Castro“: Doch BVB-Profi Jakub „Kuba“ Blaszczykowski und Gonzalo Castro werden kaum direkt aufeinandertreffen, beide spielen rechts offensiv.

Brisanz bietet auch der Lebenslauf des Leverkusen-Lewandowski. Der Coach ist in Dortmund geboren und aufgewachsen und hatte einst ein Angebot des BVB, „aber Bayer war schneller“. Dennoch ist sein erstes Trainer-Duell mit dem Team aus seiner Heimatstadt für den 41-Jährigen ein besonderes, auch wenn er als Spieler oder Coach nie Schwarz-Gelb trug. „Ich habe nur drei Kilometer vom Stadion entfernt gewohnt. Und wenn du dort lebst, kommst du automatisch mit dem BVB in Verbindung. Die Borussia lässt in dieser fußballverrückten Stadt keinen kalt“, sagte er dem „Express“, stellte aber klar: „Ich war zwar ab und zu im Stadion. Aber ich war kein Fan der Borussia.“