Torhüter, heißt es unter Sportlern, haben oft einen Spleen, sie gelten als verrückte Individuen. Ein wenig anders muss man wohl auch sein, um Spaß daran zu finden, sich mit harten Kunststoffbällen beschießen zu lassen, wie es die Hockeyspielerin Kristina Reynolds viele Jahre lang getan hat. Doch nun, nach 78 Länderspielen und ungezählten Bundesligaeinsätzen, macht die 28-Jährige Schluss mit ihrem Sport. Und das nicht, weil sie zu viele Schüsse abwehren musste, sondern zu wenige. Reynolds fühlt sich sportlich unter- und im Vergleich dazu zeitlich überfordert.

Mit ihrer Kunst des Bällehaltens hat es die in Hamburg geborene Tochter eines Briten und einer Deutschen, die beim Marienthaler THC mit dem Hockey begann, weit gebracht. Sie war deutsche Hallenmeisterin und Hallen-Europapokalsiegerin mit dem Harvestehuder THC. Sie gewann mit der deutschen U21 WM-Silber, nahm an je zwei Europa- und Weltmeisterschaften sowie den Olympischen Spielen in Peking und London teil.

Zeit für Privates blieb allerdings kaum. Als angehende Internistin am UKE, Fachgebiet Leber, arbeitet sie 60 Stunden pro Woche. Die durch den Rücktritt gewonnene Freizeit will sie nutzen, um Fußball und Tennis zu spielen, ihre Tetris-Künste am Gameboy zu perfektionieren und sich öfter mit Freunden zu treffen. Verrückt ist anders. Aber sie ist jetzt ja auch kein Torwart mehr.