Wäre ich Politiker, könnte ich mir jetzt auf die Schulter klopfen. Meine Einschätzung, dass wir schon gegen Tunesien im Grunde alles richtig gemacht haben und letztlich nur an zwei nicht zu verteidigenden Rückraumschützen gescheitet sind, erschien damals angesichts der Niederlage vielleicht gewagt. Aber nach dem Sieg gegen den Olympiasieger und Weltmeister Frankreich fühle ich mich bestätigt.

Ich ziehe den Hut vor dem, was Bundestrainer Martin Heuberger aus dieser Mannschaft gemacht hat. Das Gegenstoßspiel, das noch vor einem Jahr bei der EM erbärmlich anzusehen war, wirkt plötzlich klar, sicher und strukturiert. Und in der Abwehr können wir uns auf einen starken Mittelblock mit Michael Haaß und Oliver Roggisch verlassen. Die Mannschaft hat einen klaren Plan. Damit lassen sich auch individuelle Schwächen kompensieren.

Die haben die Franzosen auf keiner Position. Gegen sie reicht es nicht, sich auf einen Gegenspieler oder eine taktische Variante zu konzentrieren. Umso höher ist dieser Erfolg einzuschätzen. Und er sollte uns in der K.-o.-Runde zusätzliche Sicherheit geben.

Schon jetzt ist klar, dass Deutschland diese WM nicht als Lachnummer verlassen wird, wie viele befürchtet haben. Wir haben uns vielmehr nach schwierigen Jahren als ernst zu nehmende Mannschaft unter den Großen der Handballwelt zurückgemeldet. Und ich sehe keinen Grund, warum dieser neue Aufschwung schon im Achtelfinale enden sollte.

Die größte Gefahr liegt vielleicht in der Mannschaft selbst - wenn sie jetzt anfängt zu träumen. Nur zehn schwache Minuten, und das Turnier kann vorbei sein. Allerdings mache ich mir diesbezüglich keine großen Sorgen. Auch an der Kraft sollte es nicht scheitern, sie konnten alle Spieler bisher dosiert einsetzen. Wenn sich die Mannschaft ihrer großen Stärke, der Geschlossenheit, besinnt, dann schließe ich bei dieser WM nichts mehr aus.