Nuri Sahin war der bislang spektakulärste Transfer der Winterpause. Viele Klubs suchen noch händeringend nach Verstärkungen - oder wollen verkaufen.

Frankfurt/Main. Die Rückkehr des verlorenen Sohnes Nuri Sahin nach Dortmund war der erste spektakuläre Winter-Transfer - doch möglicherweise nicht der letzte. Bis zum Ende der Transferperiode am 31. Januar suche noch etliche Klubs Verstärkungen - oder nach Abnehmern für ihre Ladenhüter.

Gleich mehrere Profis aus dem auf fast 40 Spieler aufgeblähten Kader will der VfL Wolfsburg abgeben. Doch vor allem die anscheinend exorbitanten Spielergehälter schrecken mögliche Interessenten ab. Baldige Transfers scheinen nur dann realistisch, wenn Wolfsburg weiterhin Teile der Spielergehälter übernimmt. Auf einen Preisverfall bei Spielern wie Yohandry Orozco oder Sotirios Kyrgiakos darf die Konkurrenz aber nicht hoffen. „Wenn Vereine darauf warten, dass wir einen Abverkauf machen, warten sie vergebens“, sagte Manager Klaus Allofs. Bisher konnte man nur Innenverteidiger Marco Russ zu Eintracht Frankfurt ausleihen. Trotzdem bleiben die „Wölfe“ auch ohne Chef-Einkäufer Felix Magath in diesem Winter ihrem Ruf treu und haben bisher das meiste Geld für Verstärkungen ausgegeben. Neu-Manager Allofs hat bei seiner ersten Spielerverpflichtung in der Auto-Stadt gleich geschätzte sieben Millionen Euro in den kroatischen Nationalspieler Ivan Perisic investiert.

Das Geld investierte Borussia Dortmund noch nicht, der Meister lieh Sahin zunächst von Real Madrid aus. Spieler abgeben will der HSV. Insgesamt 6,4 Millionen Euro wollen die Hamburger durch Transfers von Spielern wie Gojko Kacar oder Marcus Berg in der Winterpause einsparen. Ganz andere Sorgen hat hingegen Schalke 04. Nach den längerfristigen Ausfällen von Ibrahim Afellay und Christoph Moritz sucht man händeringend nach Verstärkungen. Als Kandidaten gelten der Leverkusener Sydney Sam oder der Ex-Herthaner Raffael, doch auch der Name Wesley Sneijder (Inter Mailand) machte auf Schalke schon die Runde. „Das Transferfenster ist auf, man muss jetzt schnelle und sinnvolle Entscheidungen treffen“, sagte Sportdirektor Horst Heldt.

Auch der Tabellenvierte Frankfurt würde gerne noch einen Spieler verpflichten. Als Verstärkung für den Angriff hat Trainer Armin Veh Wolfsburgs Stürmer Srdjan Lakic im Visier. „Er hat in Kaiserslautern schon bewiesen, dass er Bundesliga spielen kann. Und er ist ein Riesen-Kopfballspieler“, erklärte Veh. Doch auch die Hessen wollen in Rob Friend und Dorge Kouemaha Profis abgeben, um Gehaltskosten zu sparen.

Andere Vereine sind in ihren Planungen schon weiter. Bisher waren vor allem die Vereine auf dem Transfermarkt aktiv, die in der Hinrunde sportlich nicht überzeugen konnten. Der Tabellenletzte Greuther Fürth hat in Nikola Djurdjic (FK Hausgesund, Norwegen), Matthias Zimmermann (ausgeliehen aus Gladbach), Tom Mickel (HSV) und Park Jung-Bin (ausgeliehen von Wolfsburg II) gleich vier Neulinge geholt. Auch der Tabellenvorletzte FC Augsburg sicherte sich im Südkoreaner Dong-Won Ji und dem Dänen Michael Parkhurst zwei Neue. Aufsteiger Fortuna Düsseldorf verstärkte sich für den Abstiegskampf zudem mit dem Japaner Genki Omae und dem Norweger Mathis Bolly und hat seine Transferplanungen damit vorerst abgeschlossen.

Bereits dreimal hat Hannover 96 zugeschlagen. Mit den Transfers von Innenverteidiger Johan Djourou vom FC Arsenal und den defensiven Mittelfeldspielern Andre Hoffmann (MSV Duisburg) und Franca (Coritiba FC) sind die Planungen der Niedersachsen aber noch nicht abgeschlossen. Auch der Wechsel des polnischen Nationalspielers Pawel Wszolek von Polonia Warschau an die Leine rückt wieder näher. Der 20-jährige rechte Mittelfeldspieler wird am Mittwoch zum Medizincheck erwartet.

Ebenfalls drei Spieler hat 1899 Hoffenheim unter Vertrag genommen, den Peruaner Junior Ponce (18/Allianza Lima) und den Brasilianer Guilherme Biteco (18/Gremio Porto Alegre) aber sofort an ihre bisherigen Vereine ausgeliehen. Einzig der peruanische Nationalspieler Luis Advincula von Sporting Cristal aus Lima ist zum Kader gestoßen. Darüber hinaus suchen die Kraichgauer eine Verstärkung für die Abwehr. Nach spanische Medienberichten soll Manager Andreas Müller beim FC Sevilla ein konkretes Angebot für Federico Fazio (25) abgegeben haben.

Kaum Grund, auf dem Winter-Transfermarkt aktiv zu werden hat Herbstmeister Bayern München. Lediglich der 22 Jahre alte Innenverteidiger Jan Kirchhoff wurde für den kommenden Sommer verpflichtet. Ein sofortiger Wechsel ist nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich.