2) Sebastian Bayer stand im Olympiastadion von Helsinki und bereitete sich auf seinen dritten Versuch vor. Die ersten beiden Sprünge hatten den Halleneuroparekordler schon weit hinausgetragen, aber beide waren knapp ungültig gewesen. Es brauchte also einen Versuch, der gut genug war, um sich für den Endkampf der besten acht Springer zu qualifizieren, und kontrolliert genug, um den Traum vom Europameistertitel nicht frühzeitig platzen zu lassen.

Bayer lief an, sprang und landete bei 8,05 Metern. Es war sicher nicht der schönste Sprung in der Karriere des HSV-Leichathleten, aber vielleicht sein wichtigster und schwierigster. Und er wirkte derart befreiend, dass Bayer noch 8,33 und 8,34 Meter folgen ließ. Das reichte dicke, um sich nach zwei EM-Titeln in der Halle erstmals auch unter freiem Himmel zum besten Weitspringer des Kontinents zu küren.

Ginge es nur nach dem Talent, hätte Bayer dafür sicher nicht 26 Jahre alt werden müssen. Bereits 2009 war sein Ausnahmekönnen bei der Hallen-EM mit einem Sensationssprung auf 8,71 Meter grell aufgeblitzt. Doch in der Folge warfen Bayer immer wieder Verletzungen zurück. Zur vergangenen Saison wechselte er dann ins Team des Hamburger Bundestrainers Uwe Florczak. Der justierte sein Training so um, dass die Belastung für den Sprungfuß zurückging. Fast hätte es so auch bei Olympia in London für ganz große Sprünge gereicht. Mit 8,10 Metern fehlten Bayer als Fünftem nur zwei Zentimeter zu Bronze.