Die 22-Jährige trotzte zwei Strafrunden und gewann dank phänomenaler Laufleistung den Heimweltcup in Oberhof. Henkel wurde Dritte.

Oberhof. Ganz kurz stützte sich Miriam Gössner völlig ausgepumpt auf ihre Skistöcke, dann winkte sie strahlend in die Kamera und ließ sich von den begeisterten Fans am Grenzadler feiern. Mit einer erneut phänomenalen Laufleistung ist die 22-Jährige beim Heimweltcup in Oberhof im Sprint zu ihrem zweiten Saisonsieg gestürmt.

Dabei kompensierte sie sogar zwei Strafrunden und ließ nach 7,5 Kilometern keine Geringere als die Gesamtweltcup-Führende Tora Berger (Norwegen/+2,0 Sekunden) hinter sich. Andrea Henkel (+24,1/0) aus Großbreitenbach auf dem dritten Platz und die ebenfalls fehlerfreie Nadine Horchler (Willingen/+1:16,1) auf Rang neun komplettierten das aus deutscher Sicht hervorragende Ergebnis.

„Ein Heimsieg, das ist der Hammer“, sagte Gössner wieder in dicker Kleidung warm eingepackt. „Das Publikum hier ist unglaublich. Die schreien einen den Birxsteig rauf. Das ist so unglaublich, hier zu laufen. Ich musste sogar lachen, als ich aus dem Stadion rausgelaufen bin.“

Gössner profitierte bei ihrem Sturmlauf auch von der niedrigen Startnummer 14, die ihr noch gute Pistenverhältnisse bescherte. 70 LKW-Ladungen Neuschnee hatten für einen im Vergleich zu den Vortagen festeren und in den rasanten Abfahrten vor allem ungefährlicheren Untergrund gesorgt.

Dabei war das Leichtgewicht das Rennen für ihre Verhältnisse noch langsam angegangen. „Mit der Anfeuerung der Fans ist es gefärlich, dass man sich zu schnell verausgabt. Das wollte ich verhindern, um auch noch auf der letzten Runde Körner übrig zu haben“, sagte Gössner.

Nach ihren zwei Fahrkarten im Stehendschießen war sie die letzte Runde noch mit etwa fünf Sekunden Rückstand auf die ebenfalls starke Läuferin Berger angegangen, wie so oft in diesem Winter machte Gössner die Hypothek aber fast spielerisch wieder wett.

Mindestens genauso glücklich wie die Siegerin war nach ihrem grippalen Infekt auch die drittplatzierte Lokalmatadorin Henkel. „Der Start stand schon noch etwas auf der Kippe“, sagte Henkel: „Auf jeden Fall habe ich aber die Bestätigung, dass der Start kein Fehler war. Ich freue mich natürlich, dass meine Serie gehalten hat“, sagte Henkel, die seit 2007 in Oberhof in jedem Jahr eine Podiumsplatzierung erreicht hat.

Fehlerfrei blieb wie Henkel auch Horchler, die in dieser Saison bereits zum zweiten Mal unter die Top Ten raste. „Das ist wirklich super. Die Stimmung war einzigartig, die Leute stehen an der Strecke in Zehnerreihen“, sagte Horchler, die gleichzeitig ihr Erfolgsrezept verriet: „Das Nebelkorn: Das wusste ich schon im Hotel, dass ich das reinmachen werde.“ Frauen-Trainer Gerald Hönig war angesichts der Leistungen „meiner Mädels sehr stolz und zufrieden.“

Nur 24 Stunden nach ihrem erfreulichen dritten Rang im Staffel-Rennen strebten am Abend (17.45 Uhr/ZDF) auch die deutschen Männer im Kurzrennen über 10 Kilometer eine Podestplatzierung an. Allerdings startete in Florian Graf (Eppenschlag), Erik Lesser (Frankenhain), Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld), Simon Schempp (Uhingen) und Johannes Kühn (Reit im Winkl) nur ein DSV-Quintett. Der Gesamtweltcup-Dritte Andreas Birnbacher (Schleching) hatte wegen eines grippalen Infekts seinen Start in Oberhof abgesagt.