Menschen, die auf gut 32 Jahre Gefängniserfahrung zurückblicken können, werden im Hamburger Rathaus eher selten geehrt. Doch Gerhard Mewes ist es genauso ergangen. Der 69-Jährige erhielt am Mittwoch die "Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes". Seit 1980 trainiert er durchgehend die Fußballer der JVA Fuhlsbüttel.

Der Sozialpädagoge ist sogar im Besitz der Fußballlehrer-Lizenz, könnte theoretisch eine Bundesligamannschaft betreuen. Doch das wäre ihm zu aufreibend. Seine Passion ist das Arbeiten "mit Räubern, Dealern und sogar Mördern" - und die Gewissheit, dass der Sport bei fast allen zur Resozialisierung beiträgt. Zweimal die Woche fährt der Pensionär in den Norden Hamburgs, zum Training und zu den Spielen, die verständlicherweise niemals auswärts stattfinden.

Natürlich gab es Momente, die Mewes kein zweites Mal erleben möchte. So wurde der sechsfache Großvater einst von einem Häftling bedroht, von dem er erst im Nachhinein in Erfahrung brachte, dass dieser wegen Mordes einsaß. Doch beschützt haben ihn vor allem die anderen Häftlinge - in der Angst, nach einem Zwischenfall nicht mehr Fußball spielen zu dürfen. Briefe wie der eines polnischen Ex-Häftlings, der von seiner Abschiebung berichtete, sich aber noch mal für die tolle Zeit unter ihm bedanken wollte, geben Mewes die Motivation, seiner Aufgabe noch lange nachzugehen.