Der Mainzer Trainer hat sich zu seinem Verein bekannt. Manager Christian Heidel bezeichnet Thomas Tuchel als unverkäuflich.

Mainz. Droht da eine öffentliche Schlammschlacht? Das Gerücht über einen Transfer von Trainer Thomas Tuchel vom FSV Mainz 05 zum FC Schalke 04 im kommenden Sommer sorgt für reichlich Wirbel. Der Mainzer Manager Christian Heidel reagierte genervt auf Anfragen der Journalisten. „Wir können die Ablöse gerne auf 60 oder 70 Millionen erhöhen. Sie können bieten was sie wollen. Auch, wenn ein Russe angefahren kommt, oder irgend so ein Scheich. Das werde ich auch dem Horst Heldt sagen. Damit ist das Thema beendet“, sagte Heidel. Worte, die auf Schalke gar nicht gut ankamen. Sportchef Horst Heldt reagierte prompt. „Der Heidel braucht mir gar nichts sagen. Wenn, dann sollte ich das Gespräch suchen. Er soll mir erstmal erklären, wann er Kontakt zu Christoph Moritz aufgenommen hat“, sagte Heldt in Anspielung auf den Transfer von Moritz von Schalke zu Mainz nach der Saison.

Tuchel ist unterdessen bemüht, die Gerüchte herunterzuspielen. „Nehmen sie mich doch ernst“, sagte der Trainer der 05er am Montag im Presseraum der Coface Arena. Die anhaltenden Diskussionen um seine Person, wenn irgendwo in der Fußball-Bundesliga ein Trainerposten neu zu besetzen ist, nerven den 39-Jährigen zusehends. Ob Wolfsburg, Hoffenheim oder jetzt Schalke, Tuchel ist trotz des Vertrages bis Juni 2015 immer Kandidat. „Das Thema muss beendet sein. Bis heute gab es mit keinem von Schalke weder als Jugendtrainer noch jetzt bei den Profis ein Gespräch“, stellte Tuchel klar. Einen Berater, der solche Dinge bei vielen seiner Kollegen regelt, hat er nicht.

Die Entlassung von Huub Stevens (Tuchel: „Der angenehmste Trainerkollege“) am Sonntag sorgt vor dem Achtelfinale an diesem Dienstag (19.00 Uhr/Sky) für Aufregung auf beiden Seiten. In Jens Keller haben die Schalker bis zum Saisonende einen Übungsleiter aus den eigenen Reihen gefunden. Die Nachfolge ab der kommenden Saison ist offen und da spielt angeblich Tuchel eine große Rolle. 05-Manager Heidel schiebt allen Wünschen aber einen Riegel vor. „In dem Fall bin ich nicht gesprächsbereit. Es gibt weder im Winter noch im Sommer eine Auflösung des Vertrages“, stellte Heidel klar.

Glaubt man Tuchel, ist die Klarstellung nicht nötig. „Ich habe mich mehrmals öffentlich zum Club bekannt und tue diese tagtäglich mit meiner Arbeit“, erklärte er. Eine Zeitung produziere auf seine Kosten Schlagzeilen, davon solle man sich nicht anstecken lassen. „Leider kann ich für Zweideutigkeiten nichts“, meinte Tuchel. Am Samstag im „Aktuellen Sportstudio“ sorgte er aber selbst für Interpretationsmöglichkeiten, als er nicht unmissverständlich klarstellte, seinen bis Juni 2015 laufenden Vertrag erfüllen zu wollen. „Ich weiß doch nicht, was in zwei Jahren sein wird“, erklärte der 05-Coach.

Sportlich konzentriert sich Tuchel auf das Pokal-Duell mit den angeschlagenen Schalkern. „Wir können noch ein Ausrufezeichen hinter die sehr gute Vorrunde setzen.“ Als Favorit sieht er die 05er nicht, nur weil sie einen Platz vor Schalke stehen. „Als die Partie ausgelost wurde, waren wir gerade in Bremen. Da haben alle uns bemitleidet“, erzählte Tuchel.

Dass sich die Ausgangslage in sechs Wochen umgekehrt hält, hält er für Quatsch. Dem Wechsel auf der Trainerbank misst der 05-Trainer keine überragende Bedeutung zu. „Ich weiß ziemlich genau die Aufstellung. Da wird es nicht viele Überraschungen geben.“ Auch das 1:3 vom Sonnabend gegen den SC Freiburg wird in die Vorbereitung einfließen.

Nach dem eigenen Kraftakt beim 3:1 gegen den VfB Stuttgart gilt es, den Akku wieder aufzuladen. „Die Trainingsbelastung ist extrem niedrig“, sagte Tuchel vor dem letzten Spiel des Jahres. Christian Wetklo hat seine Rot-Sperre abgesessen und kehrt ins Tor zurück. Auch Nikolce Noveski steht zur Verfügung. Bo Svensson musste gegen Stuttgart wegen der Nachwirkungen eines Magen-Darm-Infekts vorzeitig vom Platz. Mit ihm rechnet Tuchel jedoch ebenso wie mit Radoslav Zabavnik. „Wenn wir unsere läuferischen Ziele erreichen, wird es ganz fies, gegen uns zu spielen“, erklärte Tuchel.

Jens Keller: Kämpfer mit wenig Erfahrung auf der Trainerbank

Mit Jens Keller hat der FC Schalke 04 einen Mann aus dem eigenen Club zum neuen Cheftrainer gemacht. Seit Juli 2012 hat der 42-Jährige das U 17-Team der Gelsenkirchener trainiert, viel Erfahrung auf der Trainerbank hat der gebürtige Stuttgarter aber noch nicht. Nur bei einem zweimonatigen Intermezzo für den VfB Stuttgart im Jahr 2010 schnupperte er als Trainer Bundesliga-Luft. Seine Bilanz damals war wenig überzeugend: In neun Spielen holte der frühere Bundesliga-Profi neun Punkte, nach nur 60 Tagen war schon wieder Schluss für ihn.

Keller besitzt eine Fußballlehrer-Lizenz und war vor seiner Zeit als Cheftrainer beim VfB Co-Trainer unter Christian Gross sowie A- und B-Jugend Trainer bei den Stuttgartern. Seine aktive Karriere als Fußballer begann er 1981 beim VfL Wangen, sein letztes Bundesligaspiel bestritt er 2005 für Eintracht Frankfurt. Insgesamt 142 Spiele machte Keller in der höchsten Spielklasse für Stuttgart, 1860 München, Wolfsburg, Köln und Frankfurt. In der 2. Liga lief Keller 115 Mal auf.

1992 wurde der 42-Jährige mit den Stuttgartern deutscher Meister, wurde in der damaligen Saison jedoch nicht eingesetzt. Als Spieler war der Verteidiger ein Kämpfer und Malocher – Qualitäten, auf die er auch in seiner Zeit als Cheftrainer beim VfB setzte.