Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Es fällt schwer, sich Mercedes in der Formel 1 ohne Norbert Haug vorzustellen. Der gemütliche Schwabe, der bei Bedarf knallhart sein konnte, war das Gesicht der Silberpfeile. Der gelernte Journalist Haug, gerade 60 geworden, hatte den Daimler-Konzern zurück in die Formel 1 geführt und als Motorpartner von McLaren vier Weltmeister befeuert. Nun stürzte der Motorsportchef über die Flaute in der einzigen Währung, die im Milliardengeschäft Formel 1 wirklich zählt: Erfolg.

Die vor drei Jahren mit Glanz und Gloria angekündigte Rückkehr eines eigenen Silberpfeil-Teams als deutscher Nationalrennstall, aufgewertet durch das Comeback des Rekordweltmeisters Michael Schumacher, ist mit Pauken und Trompeten gescheitert. Was zählen alle Titel bei den Tourenwagen, wenn sich ein Mercedes in der Formel 1 von Weltmeister Sebastian Vettel überrunden lassen muss. Ein Sieg in diesem Frühjahr in China war, gemessen an den Erwartungen, eindeutig zu wenig.

Das wusste auch Norbert Haug. Ein Mann, der Triumphe feiern darf, verantwortet auch Niederlagen. Und die kann sich die Marke mit dem Stern, die sich die Bühne Formel 1 im Jahr 150 Millionen Euro kosten lässt, mittelfristig nicht leisten. So gesehen, ist Haugs Abgang ein Menetekel. Bleibt der Erfolg auch künftig aus, wird ein Ende des Formel-1-Engagements wahrscheinlicher.