Ein Kommentar von Achim Leoni

Der Auftrag der deutschen Handballer bei der Weltmeisterschaft im Januar in Spanien ist klar: Es geht darum, mit einem guten Ergebnis die jüngste Vergangenheit, konkret: die verpasste Olympiaqualifikation und die enttäuschende Europameisterschaft Anfang des Jahres zu bewältigen. Da ist nur diese eine kleine Unwägbarkeit: Wie soll das gehen?

Was an der Mannschaft besonders auffällt, ist, dass niemand besonders auffällt. Ihr fehlt das Gesicht, eine charismatische Figur, die sie durch das Turnier führen und nach außen repräsentieren könnte. Am ehesten erfüllen noch Silvio Heinevetter und Oliver Roggisch das Anforderungsprofil. Aber der eine ist Torwart, der andere kann nur Abwehr. Das Spiel lenken, Tore werfen müssen andere.

An Typen hat es dem deutschen Handball eigentlich nie gemangelt. Im Notfall konnte immer Heiner Brand seinen markanten Kopf hinhalten. Martin Heuberger, sein Nachfolger als Bundestrainer, reicht nicht annähernd an Brands Bekanntheits- und Sympathiewerte heran. Das kann man ihm kaum zum Vorwurf machen, und es wäre auch unerheblich, wenn nur die Ergebnisse stimmten. Womit wir wieder bei dem Ausgangsproblem wären.

Dabei gäbe es Spieler, die bewiesen haben, dass sie der Mannschaft ein Gesicht geben könnten, aber entweder sie verzichten auf die Nationalmannschaft oder die Nationalmannschaft auf sie. Heuberger würde nicht viel riskieren, wenn er ihnen die Hand reichen würde. Der Schaden, bei einer WM erneut zu scheitern, wäre in jedem Fall größer.