Der Verteidiger des Harvestehuder THC spielt in Australien erstmals in der Hockeynationalmannschaft - und verspürt reine Vorfreude.

Hamburg. Natürlich hätte Moritz Polk aufgeregt sein dürfen, als er gestern in Frankfurt die Maschine der Singapur Airlines bestieg. Immerhin stand dem 22 Jahre alten Hockeyspieler des Harvestehuder THC sein erster Langstreckenflug bevor. Und wenn er mit der deutschen Nationalmannschaft am Mittwochmorgen Ortszeit Melbourne erreicht, wartet ja noch viel Größeres, seine ersten Länderspiele für den A-Kader nämlich. Zunächst zwei Tests gegen Australien und Pakistan, und dann von Sonnabend an die Champions Trophy, das zweitwichtigste Turnier des Jahres, mit Vorrundenpartien gegen England, Neuseeland und Indien.

Doch Moritz Polk ist nicht aufgeregt, keine Spur, er verspürt nur reine Vorfreude, und wahrscheinlich ist das schon die Erklärung dafür, warum Bundestrainer Markus Weise den Außenverteidiger in seinen wegen der Pause etlicher Olympiasieger stark verjüngten Kader berufen hat. Polk, den sie in der Hockeyszene nur „Mopo“ rufen, spielt seinen Part seit Monaten so unaufgeregt und gleichzeitig so effektiv, dass er einer der Gründe für den Höhenflug seines Klubs ist, der die Feld-Bundesliga zur Winterpause anführt.

Der Volkswirtschaftsstudent, der in Winterhude mit seinem Teamkollegen Joakim Björkman in einer WG lebt, ist ein offensiv denkender Abwehrspieler, wie Weise sie schätzt. Er durchlief alle Junioren-Auswahlteams und hat sich immer Chancen ausgerechnet, den Schritt in den A-Kader zu schaffen. Nun, da es so weit ist, will er seine Chance nutzen, aber nicht darüber verkrampfen. „Ich freue mich darauf, in Australien auf höchstem Niveau Hockey zu spielen. Das will ich genießen und Vollgas geben“, sagt er. Spaß haben solle er und einfach so spielen wie im Verein, hat ihm HTHC-Trainer Christoph Bechmann auf den Weg nach Australien mitgegeben.

Polk kennt Ratschläge dieser Art, er hört sie oft, wenn er sich mit seinem Vater unterhält. Erhard Polk war in den 80er-Jahren Aufbauhelfer beim Club an der Alster, formte die Herren zu einem Topteam. Moritz wurde in Hamburg geboren; als er ein Jahr alt war, zog die Familie nach Limburg. Dort lernte er das Hockeyspielen, sein Vater trainierte ihn bis zur A-Jugend. „Unser Verhältnis war nie kompliziert, wie es bei Vater und Sohn im Sport oft scheint. Er sagt mir bis heute, dass ich mir nicht zu viel Druck machen und mit Freude spielen soll“, sagt Moritz Polk.

Um den Kopf freizukriegen, spielt er am liebsten Gitarre. In Limburg war er Mitglied einer Rock-Pop-Band, die sich in Anlehnung an den wöchentlichen Probetag „Freaky Friday“ nannte. In Hamburg hat der Hesse, der nach der Jugend angesichts fehlender Bundesligaperspektive zu Uhlenhorst Mülheim wechselte und im Sommer 2011 die Möglichkeit zum Umzug in seine Geburtsstadt nutzte, keine Zeit für regelmäßige Sessions. Im Mannschaftskreis begleitet er jedoch gern die Gesangsversuche seiner Kollegen.

Polk beschreibt sich selbst als Grübler. Dass er nachdenkt, bevor er antwortet, beweist die Replik auf die Frage, ob er einen Titelgewinn mit dem HTHC einem Stammplatz in der Nationalmannschaft vorziehen würde, wenn er entscheiden müsste. „Über solche Dinge entscheiden zum Glück andere“, sagt er, „ich würde aber beides durchaus als realistisch ansehen.“ Selbstbewusstsein ist auch eine Eigenschaft, die Markus Weise schätzt.