Beim 4:1 von Meister Dortmund in Amsterdam lief Mario Götze zu großer Form auf. Seine Gala verhalf dem BVB ins Achtelfinale der Champions League.

Amsterdam. Mario Götze nahm sich nach seiner Gala erst einmal ein wenig Zeit und guckte sich die Höhepunkte eines denkwürdigen Auftritts seines Klubs Borussia Dortmund auf der Videotafel an. 4:1 bei Ajax Amsterdam, einem Klub, der viermal den wichtigsten europäischen Wettbewerb gewonnen hat, der für Philosophie und hohe Fußball-Kunst steht. Götzes Leistung war das I-Tüpfelchen, vielleicht auch mehr. Ein Tor (36.) selbst, dreimal direkt beteiligt an den Treffern von Kumpel Marco Reus (8.) und Robert Lewandowski (41. Und 67.) – Dortmund machte in der Gruppe der Meister vorzeitig den Einzug in das Achtelfinale perfekt.

„Das ist ein geiler Wettbewerb“, sagte Götze zur Champions League. Das Finale findet am 25. Mai im Wembley Stadion statt, dort sieht Franz Beckenbauer die Dortmunder bereits. „Wenn sie weiter so spielen, kann es ihnen egal sein, gegen wen sie im Achtelfinale spielen. Wer zweimal Real Madrid so an die Wand spielt, dem kann man den Champions-League-Sieg auf jeden Fall zutrauen“, sagte der Kaiser als Experte von Sky in seiner unvergleichbaren Art. Am Mittwochabend in der mit 50.000 Zuschauern besetzten AmsterdamArena machte der BVB den Gruppensieg einen Spieltag vor dem Ende der Gruppenphase perfekt. In einer Meistergruppe mit Amsterdam, Real Madrid und Manchester City. „Es ist ein großer Moment für unsere Mannschaft. Man muss das auch nicht kleiner machen als es ist. Wir standen sehr unter Druck, die Mannschaft ist damit hervorragend umgegangen“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp. 2:1 und 2:2 gegen Real, 1:1 bei ManCity, und die beiden Siege gegen Ajax, aber auch mit der Art des Fußballs begeisterte Dortmund.

Den deutschen Fußball würdig vertreten

So schnell ändern sich die Zeiten. Vor Jahresfrist haben die Dortmunder bitteres Lehrgeld für ihre Unbekümmertheit bezahlt. Da fehlte „die Effektivität“ vor dem Tor, und man habe zudem zu viele Tore „hergeschenkt“, sagte Mats Hummels. Nun hat man mit Ajax „den Boden aufgewischt“, wie die englische Tageszeitung „The Sun“ schrieb, oder sich auf Kosten von Ajax „prächtig amüsiert“, wie Marca aus Spanien das Geschehene beschrieb. Deutschland international würdig zu vertreten – das war auch eines dieser Ziele neben dem sportlichen Erfolg. Dieser Stachel saß nach Aus im Vorjahr offenbar tief. „In den letzten Jahren hat man uns vorgeworfen, dass wir den deutschen Fußball nicht richtig repräsentieren. Das haben wir nicht unbedingt auf unserer Werteskala gehabt. Aber ist uns auch wichtig, dass das nicht so ist“, sagte Klopp und ergänzte: „Es ist ein wichtiger Fingerzeig, dass es auch auf diese Art geht, sich ganz gesund weiterzuentwickeln.“

Die Sprünge im sportlichen Bereich sind bei Borussia Dortmund bemerkenswert. Der Tanz auf drei Hochzeiten funktionierte im ersten Saisondrittel nicht immer optimal, aber im Vergleich zum Vorjahr hat man in der Bundesliga nur einen Punkt weniger. Die sportlichen Erfolge halfen dem BVB natürlich auch dabei, die Verbindlichkeiten von einst 180 Millionen Euro nahe an Null zu bewegen. Der deutsche Fußball steht mit seiner Finanzierungspolitik, die vor allem in England durch den russischen Oligarchen Roman Abramowitsch, diverse Scheichs oder andere Großinvestoren bestimmt wird, vorbildhaft in Europa da. Zuvorderst muss man seit drei Jahrzehnten selbstverständlich Bayern München nennen.

Finale Bayer-Dortmund „wäre schön“

Und Borussia Dortmund redet nun auch international sportlich ein kräftiges Wörtchen mit. Die 4.000 mitgereisten Dortmunder Fans wollten die AmsterdamArena gar nicht mehr verlassen. Auch eine Stunde nach dem Schlusspfiff von EM-Final-Schiedsrichter Pedro Proenca sangen sie sich noch die Seelen aus dem Leib. Götze, Hummels und die Kollegen mussten beim Verlassen der Arena immer wieder schmunzeln. „Das ist wunderschön. Wir haben uns einfach nur auf die Spiele gefreut“, sagte Götze zum vorzeitigen Sieg in der Gruppe D. „Man hat in jedem Spiel gesehen, dass wir Lust haben.“

In der Tat sprühte das Team von Jürgen Klopp vor Spielfreude. Bei Gegnern wie Real, Ajax oder ManCity will man auf der anderen Seite aber auch etwas beweisen. Das haben die BVB-Stars. Das Erreichte macht Appetit auf mehr, am 20. Dezember ist die Auslosung für das Achtelfinale, ein Gruppenzweiter wird der Gegner sein. Aber der kann den Dortmundern ja egal sein. Beckenbauer jedenfalls guckt schon nach Wembley: „Ein Finale Bayern gegen Dortmund wäre doch schön.“

Die Statistik


Amsterdam: 1 Vermeer - 24 van Rhijn, 3 Alderweireld, 4 Moisander, 17 Blind - 6 Enoh (ab 63. Hoesen) , 5 Poulsen (ab 46. Schöne), 8 Eriksen - 27 Lukoki, 10 de Jong, 21 Boerrigter (ab 73. Fischer) - Trainer: de Boer

Dortmund: 1 Weidenfeller - 26 Piszczek, 4 Subotic, 15 Hummels, 29 Schmelzer - 6 Sven Bender (ab 63. Perisic), 8 Gündogan - 10 Götze (ab 70. Blaszczykowski), 11 Reus (ab 79. Schieber), 19 Großkreutz - 9 Lewandowski. - Trainer: Klopp

Schiedsrichter: Pedro Proenca (Portugal)

Zuschauer: 45.000

Tore: 0:1 Reus (8.), 0:2 Götze (36.), 0:3 Lewandowski (41.), 0:4 Lewandowski (67.), 1:4 Hoesen (86.)