Wunderhengst Totilas wird sich 2013 mit seinem Reiter Rath wieder mehr auf den Sport konzentrieren - und in der Zucht kürzertreten.

Hamburg. Schluss mit lustig - zumindest nicht mehr so oft: Der zehn Millionen teure Wunderhengst Totilas wird sich 2013 mit seinem Reiter Matthias Rath auf den Sport konzentrieren und muss deshalb in der Zucht deutlich kürzertreten. „Mit Totilas ist alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte“, sagte Mitbesitzer Paul Schockemöhle als Bilanz eines enttäuschenden sportlichen Jahres, „im nächsten Jahr wird der Sport im Vordergrund stehen.“

Vollständig aufs Decken verzichten muss Totilas aber nicht. Züchter Schockemöhle sagte: „Er wird von März bis Mai oder Anfang Juni in Mühlen zur Zucht stehen. Wir wollen aber einen anderen Weg gehen. Er soll nicht mehr kurz vor Turnieren decken.“

Man wisse trotz Gesprächen mit Veterinären nicht, ob diese Maßnahme helfe, aber man wolle es zumindest versuchen. „Es gibt Hengste, denen macht eine Doppel-Belastung aus Sport und Zucht nichts aus, anderen schon. Wir wissen noch nicht, was bei Totilas zutrifft“, erklärte der ehemalige Springreit-Europameister aus Mühlen.

Mehr Sport - weniger Zucht. Das bedeutet für den Unternehmer Schockemöhle, der den Hengst Ende 2010 gemeinsam mit der Kronberger Millionenerbin Ann Kathrin Linsenhoff in den Niederlanden gekauft hatte, weniger Einnahmen. Immerhin 4000 Euro soll eine Portion des Spermas von Totilas kosten. Wird die besamte Stute trächtig, kommt die gleiche Summe noch mal hinzu - Erfolgsprämie, sozusagen. Wenn Totilas so etwa 700 Stuten im Jahr beglückt, wären das mehr als fünf Millionen Euro.

Paul Schockemöhle aber ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der weiß, dass er den hohen Preis für das Sperma nur halten kann, wenn das Pferd auch im Dressur-Rechteck herausragt. Und genau dies war in diesem Jahr nicht oft der Fall. Seit der Trennung von seinem vorherigen Reiter Edward Gal liest sich Totilas' Bilanz niederschmetternd: keine Einzel-Medaille bei der Europameisterschaft in Rotterdam im August 2011, danach Turnierpause.

Beim Auftrainieren im Dezember verletzte sich das Pferd am Bein, wieder folgte eine lange Pause bis ins Frühjahr. Danach gab es peinliche Widersetzlichkeiten bei der Hengstschau in Vechta - und dazu wenige und unbeständige Leistungen auf Turnieren. Und dann erkrankte auch noch Reiter Matthias Rath am Pfeiffer'schen Drüsenfieber. Damit platzte auch der Start bei den Olympischen Spielen in London. „Irgendwann reißt so eine Serie auch wieder. Das ist überall so“, sagte Schockemöhle.

2013 ist also ein wichtiges Jahr für die Kombination Totilas/Rath. Mit Hilfe des niederländischen Bondscoaches Sjef Janssen sollen sie an die alten Erfolge unter dem Niederländer Edward Gal anknüpfen. Dieser hatte mit seinem Paradepferd bei der WM 2010 in Lexington/Kentucky alle drei Goldmedaillen gewonnen. Mit traumhaften Weltrekorden hatte er die Dressur in neue Höhen geführt.

Seine Hoffnung zieht Schockemöhle aus einem einzigen Auftritt von Rath und Totilas mit Bestnoten beim Turnier Anfang Juni 2012 in Balve. „Wenn es Balve nicht gegeben hätte, wäre ich nicht so optimistisch. Aber dort haben die beiden gezeigt, dass sie es können“, sagte Schockemöhle, der überzeugt ist, dass Matthias Rath ein guter Reiter für Totilas ist: „Er hat mein vollstes Vertrauen - zu hundert Prozent.“ Frühestens im Sommer dürfte das Paar wieder zu sehen sein. Denn im Frühjahr hat Totilas noch andere Termine - in der Zucht.