Hamburger Volleyballerinnen feiern morgen gegen Sempeter aus Slowenien Europapokalpremiere. Eine kennt den Gegner schon gut.

Hamburg. Am Sonnabend, auf der Rückreise vom 3:0-Sieg bei VCO Berlin, war es wieder so weit. Jean-Pierre Staelens bat Sarah Ammerman zum Einzelgespräch. Doch wenn der Trainer das tut, muss die 25-Jährige keine Kritik an ihren Leistungen fürchten. Vielmehr ist ihr Insiderwissen gefragt. An diesem Mittwoch (20 Uhr, CU-Arena, S-Bahn Neugraben) treten die Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis zum ersten Europapokalspiel ihrer Vereinsgeschichte an. Gegner in Runde zwei des Challenge-Cups ist der slowenische Vertreter Spodnja Savinjska Sempeter; und weil Ammerman in den vergangenen beiden Jahren für Sloweniens Meister Nova Maribor und dabei natürlich auch gegen Sempeter spielte, ist sie in Ermangelung von Videomaterial Staelens' erste Informationsquelle.

Die Beobachtungen, die die Außenangreiferin beisteuern kann, lassen auf eine moderate Auftaktaufgabe hoffen. "Sempeter ist ein Team, das keine herausragenden Stärken hat. Aber sie kämpfen sehr hart, und die Atmosphäre in ihrer kleinen Halle ist sehr gut, obwohl nur an einer Seite Zuschauer sitzen", sagt Ammerman. Im Vergleich mit der Bundesliga sieht die 1,88 Meter große US-Amerikanerin die slowenische Liga im Hintertreffen. "Mein altes Team könnte vielleicht um die Play-offs mitspielen, aber Mannschaften wie Sempeter, die meist um Platz vier herum stehen, haben nicht das Niveau, das in der Bundesliga herrscht", sagt sie.

Trainer Staelens will seinen Spielerinnen dennoch jegliche Überheblichkeit austreiben. Zum einen bestehe dazu angesichts des schlimmen Saisonstarts mit vier Ligapleiten und dem Achtelfinal-Aus im Pokal keinerlei Grund. Zum anderen habe sich das gesamte Team vorgenommen, dem Publikum einen unvergesslichen Abend zu bereiten. "Man hat nie wieder die Gelegenheit, das erste Europapokalspiel der Vereinsgeschichte zu bestreiten. Deshalb wollen wir grandios auftreten, es muss richtig knallen", sagt er.

+++ Menschlich gesehen: Die Informantin +++

Der Challenge Cup, hinter Champions League und CEV-Pokal drittwichtigster europäischer Vereinswettbewerb, wird im K.-o.-Modus gespielt. Haben beide Teams je einmal gewonnen, zählen nicht das Satzverhältnis oder auswärts gewonnene Sätze, sondern es wird ein Entscheidungssatz gespielt. Der Europacup ist für die Hamburgerinnen ein Zuschussgeschäft. Preisgeld gibt es nicht, die 1200 Kilometer lange Reise zum Rückspiel (21. November, 20 Uhr) muss aus Zuschauereinnahmen gedeckt werden. Lukrativ ist der internationale Wettbewerb dadurch, dass die Teilnahme qualitativ bessere Spielerinnen anlockt und zudem auch Sponsoren ein weiteres Einsatzfeld ermöglicht.

Der Gegner für die nächste Runde stünde fest, es ginge gegen ZOK Rijeka. Die Kroatinnen hatten die erste Runde im CEV-Pokal verloren und wurden deshalb in den Challenge-Cup versetzt. "Das wäre ein ganz anderes Kaliber. Trotzdem wollen wir so weit kommen wie möglich. Aber das ist die Zukunft, jetzt zählt nur Sempeter", sagt Staelens.

Sarah Ammerman sieht es genauso. "Europapokal ist für uns alle ein besonderer Anreiz. Für mich gleich doppelt, weil zum Rückspiel aus dem 45 Minuten entfernten Maribor viele meiner Freunde anreisen werden." Kommt Aurubis weiter, könnten die Einzelgespräche mit dem Trainer weitergehen. Ammermans älterer Bruder spielt in der kroatischen Liga Volleyball ...