Am Sonnabend treffen die Volleyballerinnen in der CU-Arena auf Wiesbaden
Hamburg. Jean-Pierre Staelens lässt sich von Zahlen wenig beeindrucken. Für den Trainer der Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis zählt Leistung, und deshalb ist er trotz des nach dem 1:3 in Köpenick am Mittwochabend mit 0:6 Punkten verpatzten Saisonstarts nicht willens, das für diese Spielzeit formulierte Ziel Halbfinale aufzugeben. "Wir werden hart arbeiten, um gegen Wiesbaden die Wende zu schaffen", sagt der Cheftrainer vor dem Heimspiel gegen die Hessinnen am Sonnabend (19 Uhr, CU-Arena).
Eine der Spielerinnen, die nun die anderen mitreißen muss, ist Vendula Merkova. Bei Aurubis sind sie froh, dass die 1,91 Meter lange Diagonalangreiferin im Sommer den Entschluss fasste, den VfB Suhl in Richtung Hamburg zu verlassen. Immerhin war die 24-Jährige in der Hauptrunde der vergangenen Saison mit 424 Zählern punktbeste Spielerin der Liga.
Wer Merkova, die von Freunden nur Vendy gerufen wird, auf die vergangene Saison anspricht, der erntet ein Augenrollen als Antwort. "Mir macht das einen riesigen Druck, dass alle von mir erwarten, dass ich diese Leistung wiederhole", sagt sie. Dabei scheint dieser Druck vor allem aus ihr selbst zu kommen, denn obwohl sie derzeit beste Punktesammlerin ist, hat Staelens sich längst darauf eingestellt, "dass Vendy nicht wieder so viele Punkte macht, weil das Spiel in Suhl viel mehr auf sie zugeschnitten war als bei uns".
Zur Beruhigung trägt derlei Verständnis nur bedingt bei. Sie sei schon immer ein pessimistisch denkender Mensch gewesen, sagt Merkova. Ihre zwei älteren Schwestern habe sie als Lichtgestalten empfunden, in deren Schatten sie stand. Und das, obwohl sie schon früh die Größte war. So groß, dass die Eltern sie im Alter von elf Jahren zum Arzt schleppten, der prompt eine Körperlänge von 2,04 Metern voraussagte. "Zum Glück ist es nicht so weit gekommen", sagt Merkova.
Die Wahl der Sportart hatte mit ihrem Wachstum nur bedingt zu tun, denn schon als Sechsjährige begann Merkova in ihrer Heimatstadt Namest nad Oslavou mit dem Volleyball. Neun Jahre später entdeckte sie ein Scout und lockte sie ans Sportgymnasium nach Brünn. Die Alternative wäre eine Musikschule gewesen, da sie auch als Pianistin Talent zeigte. "Ich hatte keinen Plan, was ich tun wollte, deshalb war ich froh, dass mir die Entscheidung abgenommen wurde", sagt sie.
Sie sagt es auf Englisch, denn obwohl sie Deutsch versteht, hat sie kein Selbstvertrauen, es zu sprechen. Überhaupt sei Volleyball das Einzige, was ihr Selbstbewusstsein stärke. Über ihre Stärken zu reden, lehnt Merkova ab. "Ich habe noch nie gesagt, dass ich irgendetwas gut kann." Das muss sie auch nicht. Besser ist, dass sie es zeigt.
(bj)