Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Wäre das Frauen-Volleyballteam Aurubis eine Männer-Fußballmannschaft, würde man nach drei Niederlagen zum Saisonauftakt aufgeregt Fragen stellen, zum Beispiel solche: Ist der Kader richtig zusammengestellt? War es nötig, zu dieser Saison erneut die halbe Mannschaft auszutauschen? Erreicht der Trainer noch die Mannschaft? Wie steht es um die mentale und körperliche Fitness des Teams, wenn zwei Spiele in der Endphase mit 2:3 Sätzen verloren gehen?

VT-Aurubis-Trainer Jean-Pierre Staelens hat auf diese Frage bislang überzeugende Antworten gegeben. Er konnte Verletzungspech ins Feld führen, fehlende Einspielzeit, und er durfte darauf hinweisen, dass zwischen dem Anspruch des Hauptsponsors und Namensgebers und der Bundesliga-Wirklichkeit mehrere Hunderttausend Euro Differenz liegen; dass Spitzenteams wie Meister und Pokalsieger Schweriner SC einen Etat um die 1,2 Millionen Euro haben, das VT Aurubis mit 850 000 Euro aber den Spielbetrieb gleich von drei Leistungsmannschaften finanzieren muss.

Tröstlich sind diese Auskünfte nicht. Es bleibt bei allen nachvollziehbaren Argumenten jedoch das beklemmende Gefühl, dass in der Grundstruktur dieses Klubs etwas nicht stimmen kann. Schließlich ist es gefühlt die x-te Saison in Folge, in der die Hamburger Volleyballerinnen ihre Saisonziele frühzeitig relativieren müssen. Dass eine professionelle leistungssportliche Grundausrichtung beim VT Aurubis erst seit einem Jahr zu erkennen ist, mag eine der Ursachen sein. Ein Vereinsklima, das Erfolge befruchtet, braucht Zeit, sich zu entwickeln. Insofern sind drei Niederlagen nur eine Episode auf einem - hoffentlich - noch langen Weg.