Brand, Thiel, Hanning - drei Namen hat Ex-Nationalspieler Kretzschmar für das Amt des DHB-Präsidenten ins Gespräch gebracht.

Hamburg. Heiner Brand, Andreas Thiel oder vielleicht Bob Hanning? Nach der heftigen Kritik an DHB-Präsident Ulrich Strombach hat Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar das Kandidaten-Karussell für dessen Nachfolge in Gang gesetzt. Während die drei potenziellen Anwärter ein Interesse dementierten, könnte Kretzschmar selbst in den Fokus rücken. Eine geplante Veränderung der Verbandsstruktur machts möglich.

„Es ehrt mich ja, dass Kretsche mich in seine Gedanken aufgenommen hat, aber wenn er immer so weit die Klappe aufreißt, muss er sich endlich auch mal selber in die Pflicht nehmen“, sagte Torwart-Legende und Bundesliga-Justiziar Andreas Thiel.

Ein Jahr vor den Präsidiumswahlen im Herbst 2013 hält sich Thiel ebenso wie die anderen beiden Kandidaten dezent zurück. „Die Position sollte jemand übernehmen, der Stallgeruch hat und geradeaus sprechen kann. Warum eigentlich keine Frau, auch das ist doch durchaus denkbar“, sagte Thiel, Abteilungsleiter des Frauen-Bundesligisten Bayer Leverkusen. Er selbst stehe jedenfalls „nach heutigem Stand der Dinge“ für das Amt nicht zur Verfügung.

Kretzschmar zeigte sich von der Kritik Thiels unterdessen unbeeindruckt. „Ich schätze seine direkte Art. Er geht keine Koalitionen ein, ist intelligent und schaut über den Tellerrand hinaus. Genau deswegen wäre er ein guter Präsident“, sagte Kretzschmar und wiederholte seine Forderung nach neuen Kräften an der DHB-Spitze: „Der Verband ist in Lethargie erstarrt. Ein Personenwechsel ist dringend notwendig.“

Seit 1998 wird der größte Handballverband der Welt von Ulrich Strombach geführt. Im Jahr 2013 will der Gummersbacher nicht mehr für dieses Amt kandidieren. Bob Hanning wäre als umtriebiger Manager der Füchse Berlin und Vizepräsident der Handball Bundesliga (HBL) prädestiniert für den Posten, er dementierte allerdings heftig. „Einen Verein zu führen und gleichzeitig Präsident des Deutschen Handballbundes zu sein, ist nicht miteinander vereinbar. Ich bin in Berlin glücklich. Ein Wechsel zum Verband steht zurzeit nicht zur Debatte“, sagte Hanning.

Brand, der die deutschen Handballer 2007 zum WM-Titel geführt hatte und zurzeit als Manager beim DHB tätig ist, hatte einer möglichen Präsidentschaft im Gespräch mit dem SID schon vor einiger Zeit eine Absage erteilt. „Nein. Das wäre nicht mein Ding. In dieser Funktion sehe ich mich nicht“, sagte Brand. Er sei schon auf die Funktionärsebene gerutscht, obwohl er sich eigentlich immer noch näher am Sport fühle.

Doch auch Kretzschmar selbst könnte bald ins Visier des DHB geraten, denn in absehbarer Zeit könnte es eine Veränderung der Verbandsstruktur geben. Am Wochenende tagt zu dem Thema eine Kommission in Berlin. Im Gespräch ist die Installation eines ehrenamtlichen Präsidenten, der ab der nächsten Legislaturperiode von einem hauptamtlichen Generalsekretär unterstützt wird. Der könnte ähnliche Aufgaben, wie sie Oliver Bierhoff bei der Fußball-Nationalmannschaft erfüllt, im Handball übernehmen.

„Wenn die richtigen Leute am Ruder sind, könnte ich mir das vorstellen“, sagte Kretzschmar: „Ich bin gesprächsbereit.“ Für einen solchen Job dürfte es aber auch einige prominente Mitbewerber geben.