Nachdem der „Capitano” seine aktive Karriere als beendet erklärte, will Michael Ballack den Fußball nun aus der Trainerperspektive erleben.

Köln. Michael Ballack fasst nach seinem Rücktritt als Profi-Fußballer eine Karriere als Trainer ins Auge. Das bestätigte der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft der Sport Bild und dem Express. „Ich werde in absehbarer Zeit den Trainerschein machen - unabhängig davon, ob ich später auch einmal als Trainer arbeiten werde. Für mich ist interessant, den Fußball von der Trainer-Seite zu sehen, die Ausbildung zu machen. Wann ich damit beginnen werde, ist aber noch offen“, sagte Ballack der Sport Bild.

Damit folgt Ballack auch einem Rat von Rudi Völler. Der Sportdirektor von Bayer Leverkusen, der als Teamchef der Nationalmannschaft gemeinsam mit Ballack 2002 Vize-Weltmeister geworden war, hatte seinem ehemaligen Schützling ausdrücklich ans Herz gelegt, den Trainerschein zu machen: „Die Fähigkeit und den Intellekt für den Trainerjob hat er.“

Für den 36-jährigen Ballack hat allerdings vorerst die Familie Priorität. Er habe sich die Entscheidung für einen Rücktritt „gut und lange überlegt“, sagte er dem Express. Trotz einiger Angebote habe zuletzt die Motivation gefehlt weiterzumachen. Er habe „auch eine Familie, meine drei Jungs, mit denen ich jetzt viel mehr Zeit verbringen kann. Das möchte ich jetzt genießen.“ Ballack betonte: „Mir fehlt nichts.“

Er habe 17 Jahre auf höchstem Niveau gespielt und stand auf der glücklichen Seite des Lebens, sagte Ballack: „Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen. Dafür bin ich dankbar. Aber ich habe auch viele andere Interessen neben dem Fußball, denen ich mich jetzt widmen kann. Unabhängig davon, wird der Fußball natürlich weiterhin Teil meines Lebens sein.“

Ballacks Vertrag beim Bundesligisten Bayer Leverkusen war im Sommer nicht verlängert worden. Zunächst war ein Wechsel nach Australien im Gespräch gewesen, doch am vergangenen Dienstag hängte der 98-malige Nationalspieler seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel.

Auf ein nachträgliches DFB-Abschiedsspiel hofft der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft dennoch. „Das würde ich mir wünschen. Ich möchte mich natürlich gebührend von meinen Fans verabschieden.“

Deutliche Verbitterung zeigt der 35-Jährige außerdem über seine Ausbootung aus der Nationalmannschaft, wo ihm ein entsprechender Abschied aus seiner Sicht verwehrt wurde. „Es wird ja immer suggeriert, dass ich ein Abschiedsspiel abgelehnt hätte. Aber so war es ja nicht. Ich hätte liebend gerne ein Abschiedsspiel gemacht. Ich hätte es mir von DFB-Seite gewünscht. Aber gewisse Personen hatten es für mich nicht vorgesehen. Das muss ich akzeptieren“, sagte Ballack und erklärte noch einmal, wieso er den als inoffiziellen Abschied geplanten Einsatz im Länderspiel gegen Brasilien im August 2011 in Stuttgart ablehnte: „Unter den damals gegebenen Umständen klang das für mich wie ein Almosen. Und das wollte ich nicht.“

Mit Bundestrainer Joachim Löw will der ehemalige England-Legionär des FC Chelsea noch ein klärendes Gespräch über die Umstände seines unfreiwilligen Abschieds führen. „Wichtig ist, dass wir beide in aller Ruhe mal über das Geschehene sprechen werden, aber es wird keine Geste nur für die Öffentlichkeit geben“, erklärte er.

Eine Aussprache mit seinem Nachfolger als Kapitän, Philipp Lahm, will er dagegen nicht suchen. „Nein. Das braucht’s auch nicht“, meinte der 98-malige Nationalspieler: „Ich muss jetzt nicht zum Telefonhörer greifen und all diejenigen anrufen, mit denen ich einmal eine Auseinandersetzung in meiner Karriere hatte. Philipp sieht das sicherlich ähnlich.“

Dennoch ärgert er sich immer noch über die Aussage Lahms, der nach Ballacks Verletzung kurz vor der WM 2010 während des Turniers dauerhaft die Kapitänsbinde beanspruchte. „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man so etwas nicht macht“, meinte Ballack.