Ein Kommentar von Achim Leoni

Etwa 50 Prozent der Deutschen bedauern den Rücktritt von Michael Schumacher aufrichtig, 50 Prozent aber nicht. Das hat eine nicht repräsentative Blitzumfrage in der Sportredaktion des Abendblatts ergeben. Offenbar ist es diesem Mann in den vergangenen 20 Jahren gelungen, einen unsichtbaren Keil in das Land zu treiben. Er hat uns alle gezwungen, uns entweder auf die eine, zustimmende oder auf die andere, die Seite der Schumacher-Skeptiker zu schlagen. Eine neutrale, gar gleichgültige Haltung zu ihm einzunehmen, war im Grunde unmöglich. Es gibt wenige Sportler, die derart polarisieren. Und es sind fast immer die großen.

Auch die Kritiker werden zugestehen, dass es diesem Michael Schumacher fast immer gelungen ist, zur richtigen Zeit die richtige Entscheidung zu treffen. Das gilt auch für seinen zweiten Rücktritt von der Formel 1. In den vergangenen drei Mercedes-Jahren konnte er seine einmalige Erfolgsbilanz zwar nicht mehr aufbessern. Aber er kann den Fuß in dem Gefühl vom Gaspedal nehmen, es fahrerisch noch immer mit seinen Nachfolgern aufnehmen zu können. Menschlich hat er in dieser Zeit scheinbar sogar gewonnen: Schumacher hat gelernt, ein guter Verlierer zu sein.

Fast unbemerkt geht in diesen Tagen eine zweite große deutsche Sportkarriere zu Ende. Martin Schmitt, 34, droht der Rauswurf aus dem deutschen Skisprungteam, so wurde gestern vermeldet. Man hätte dem Olympiasieger und früheren Weltmeister das Timing eines Michael Schumacher gewünscht.