Profi Boris Vukcevic von Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim kämpft nach seinem schweren Autounfall weiter um sein Leben.

Sinsheim. Das Drama verarbeiten, das Spiel vorbereiten: Obwohl der nach wie vor kritische Zustand von Profi Boris Vukcevic eine Rückkehr zur Normalität auch in absehbarer Zeit nicht zulassen wird, versucht Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim hinter verschlossenen Türen den Spagat zwischen Ausnahmezustand und Alltag. Um für eine halbwegs vernünftige Arbeitsatmosphäre zu sorgen, werden die vom Mannschaftspsychologen Jan Mayer betreuten Spieler bis zum Punktspiel am Samstag bei Bayern München (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren.

Vukcevic liegt nach wie vor in der Heidelberger Uniklinik im Koma und kämpft nach mittlerweile zwei Operationen aufgrund seiner schweren Kopfverletzungen um sein Leben. Sein Zustand habe sich „leicht stabilisiert“, teilte der Klub am Mittwochabend mit. „Wir saugen jedes positive Signal auf und stärken damit das Prinzip Hoffnung“, wird Manager Andreas Müller zitiert: „Die Zuversicht steigt und macht es uns leichter, in eine Art Alltag zurückzukehren.“

Am Mittwochnachmittag waren die Angaben über Vukcevics Zustand bereits konkretisiert worden. Demnach ist Vukcevic in ein Koma gefallen, das zusätzlich auch über Medikamente abgesichert wird, um ein ungewolltes oder plötzliches Aufwachen zu verhindern. Laut Verein sei es allerdings normal, dass ein Patient bei derart schweren Gehirnverletzungen ins Koma fällt.

Bei Vukcevic wird die in diesen Fällen übliche Hirndrucktherapie angewendet. Dabei wird die Medikation bei einer Verbesserung und Stabilisierung des Zustands schrittweise zurückgefahren. Erst bei einer vollständig ausgesetzten Medikation kann dann anhand der Reaktionen des Patienten definitiv festgestellt werden, ob überhaupt noch ein „natürliches“ Koma vorliegt oder nicht.

Am Dienstagnachmittag hatte die Mannschaft nach einer zweitägigen Pause das Training wieder aufgenommen. Nach dem Unfall des 22 Jahre alten Vukcevic und dem 0:0 am Samstag gegen Augsburg war den Profis eine Auszeit verordnet worden. „Dass wir nicht zur Normalität übergehen können, ist ganz normal. Wir sind aber davon überzeugt, dass es wichtig ist, dass die Mannschaft aktiv ist, dass sie trainiert. Das ist auch so mit dem Teampsychologen besprochen“, sagte Müller.

Die Spieler sehen das genauso. „Natürlich ist es schwer für uns alle. Wir denken alle an Boris und seine Familie. Wir alle haben aber Hoffnung, und die werden wir nicht aufgeben“, sagte Mittelfeldspieler Sejad Salihovic: „Wir müssen versuchen, damit umzugehen. Wir versuchen deshalb auch wieder, ein wenig Spaß ins Training hineinzubringen.“

Mit dabei auf dem Trainingsgelände in Zuzenhausen war auch Jan Mayer. Dem Psychologen, der viele Gespräche mit den Profis führt, fällt derzeit die wohl wichtigste Aufgabe zu. Er soll eine Traumatisierung der Profis verhindern. „Er ist sehr wichtig für die Mannschaft. Wir haben viele junge Spieler, die Hilfe brauchen. Er hilft mit Gesprächen und sorgt dafür, dass wir positiv bleiben und die Hoffnung nicht aufgeben“, erklärte Salihovic.

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist weiter unklar. „Warum der 22-Jährige am Freitagnachmittag am ’Krähenbuckel’ bei Bammental plötzlich nach links auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem entgegenkommenden 40-Tonnen-Sattelzug kollidiert war, ist noch nicht abschließend geklärt und weiter Gegenstand der Ermittlungen der Heidelberger Verkehrspolizei“, hieß es in der jüngsten Mitteilung der Polizei.

Bei den Untersuchungen spielt auch die Diabetes-Erkrankung Vukcevics eine Rolle. Da ein Zuckerschock als Unfallursache nicht ausgeschlossen werden kann, werden laut Polizei die „an der Unfallstelle beschlagnahmten Diabetikerutensilien auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Heidelberg beim Institut für Rechtsmedizin ausgewertet“. Diese Auswertung werde mehrere Tage dauern.