Der 22-Jährige liegt nach dem schweren Unfall immernoch im Koma. Hoffenheim hält inne, seine Teamkollegen bekommen frei.

Hoffenheim. Der deutsche Fußball ist vereint im Bangen um das Leben von Boris Vukcevic. Nach dem schweren Autounfall, bei dem der junge Profi des Bundesligisten 1899 Hoffenheim lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitten hat, hält die Bundesliga inne und nimmt Anteil am Schicksal des gebürtigen Kroaten, der in der Heidelberger Uniklink mit dem Tod ringt. Am Sonntagnachmittag war der Zustand des 22-Jährigen weiter kritisch, aber stabil. Das bestätigte der Verein in einer Pressemitteilung.

Vukcevics Familie bedankte sich am Sonntag für die große Anteilnahme. „Unser besonderer Dank gilt dabei den Ärzten, die seit zwei Tagen um das Leben unseres Jungen kämpfen“, teilte die Familie in einer Erklärung über das Onlineportal der Sportbild mit. Die vielseitige Unterstützung helfe dabei, „an eine Genesung von Boris zu glauben“.

Die Tatsache, dass seine Mitspieler am Sonnabend zum Bundesligaspiel gegen den FC Augsburg (0:0) antraten und die gesamte Liga Vukcevic gedachte, überwältige dessen Familie: „Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie sensibel alle Beteiligten und auch die breite Öffentlichkeit mit der schwierigen Situation umgegangen sind.“

Die Spieler des FC Augsburg hatten sich vor dem Duell in Hoffenheim in T-Shirts mit der Aufschrift „Gute Besserung, Boris“ aufgewärmt, während im 1899-Fanblock Fotos des Mittelfeldspielers und Spruchbänder („Alles für Boris“) hochgehalten wurden. Zahlreiche Kollegen nutzen die sozialen Netzwerke, um gute Besserung zu wünschen.

„Gott beschütze Boris...In Gedanken bei ihm und seiner Familie“, twitterte beispielsweise Nationalspieler Sami Khedira. Auch der frühere 1899-Trainer Holger Stanislawski (1. FC Köln) brachte seine Bestürzung zum Ausdruck: „Ich möchte Boris Vukcevic nur das Beste wünschen und der Familie und den Angehörigen viel Kraft für diese schwierige Zeit.“ Selbst FIFA-Präsident Joseph Blatter und Arsenal-Profi Lukas Podolski hatten via Twitter Genesungswünsche geäußert.

Auch der deutsche Rekordmeister Bayern München brachte am Sonntag auf seiner Homepage seine „tiefe Betroffenheit“ zum Ausdruck. „Der ganze Verein und die Mannschaft des FC Bayern fühlen mit dem 22-Jährigen“, schrieben die Münchner in einer Stellungnahme. Zudem habe der Verein Vukcevic eine Karte mit Genesungswünschen und Unterschriften aller Spieler und Trainer zukommen lassen.

Völlige Nebensache war in Hoffenheim das Spiel. „Das Resultat ist nicht erheblich. Ich wollte eine Mannschaft sehen, die für Boris Vukcevic kämpft. Das habe ich gesehen“, sagte Trainer Markus Babbel und brachte die Gefühlslage der Kraichgauer auf den Punkt. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hätte einer Spielabsage zugestimmt, doch die Hoffenheimer Profis entschieden sich dafür, aufzulaufen. Sie kamen damit einer Aufforderung von Vukcevics Eltern nach.

Die Partie glich einer Gedenkveranstaltung für den 22-Jährigen, der am Freitagnachmittag verunglückt war. Die Stimmung im Stadion war extrem gedrückt, das Rahmenprogramm wurde auf ein Minimum zurückgefahren.

Selbst das hektische Bundesliga-Geschäft kommt vor dem Hintergrund des Schicksals des U21-Nationalspielers in Hoffenheim fast zum Erliegen. Als Reaktion auf den Unfall ihres Mitspielers haben die Profis eine zweitägige Auszeit erhalten. Das nächste Training ist erst für Dienstag (15.30 Uhr) angesetzt. Während die Spieler mit den Gedanken bei ihrem Kollegen waren, besprach die Teamleitung mit dem Mannschaftspsychologen Jan Mayer, wie der weitere Umgang mit ihnen geregelt werden soll.

Vukcevic war am Freitag mit seinem PKW auf der B45 zwischen Bammental und Mauer (Rhein-Neckar-Kreis) aus noch ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem entgegenkommenden 40-Tonnen-LKW zusammengestoßen. Der Profi, der auf dem Weg zum Training gewesen war, wurde an der Unfallstelle notärztlich versorgt und mit einem Rettungshubschrauber nach Heidelberg geflogen. Dort wurde er umgehend operiert und danach ins künstliche Koma versetzt. Nach Informationen der Bild-Zeitung befürchtet der medizinische Stab der Hoffenheimer bleibende Schäden.

Nach wie vor ist unklar, wie Vukcevic mit seinem Fahrzeug auf relativ gerader Strecke in den Gegenverkehr geraten konnte. Laut Norbert Schätzle, dem Sprecher der Heidelberger Polizei, wird auch untersucht, ob die Diabetes-Erkrankung des Spielers die Ursache für den Unfall sein könnte. Im Wagen hatte die Polizei offenbar das Insulin-Messgerät des Spielers vorgefunden.