Ronaldo ist es satt. Zu viel Gewicht, zu rasch aus der Puste. Der Ex-Stürmerstar macht nun eine Diät - vor einem Millionenpublikum.

São Paulo. Ronaldo ist schweißgebadet. „Herrje, ich bin schon total erledigt“, keucht der Ex-Fußballstar. Er läuft, fährt Fahrrad, schwimmt, stemmt Gewichte, spielt Tennis und marschiert stundenlang über den Golfplatz. Der beste Torschütze der WM-Geschichte hat fast zwei Jahre lang „Null Sport“ gemacht. Er ist aus der Form und muss wieder ganz von vorn anfangen. Der Gegner ist die Waage. Und im Kampf gegen die Pfunde setzt er auf richtige und gesunde Ernährung und viel Bewegung. Drei Monate Härtetest und die Brasilianer können die Fortschritte im Fernsehen und im Internet verfolgen.

„Ich habe Hunger“, sagt Ronaldo „Fenômeno“ und kramt in der Tasche, die er mit auf den Golfplatz genommen hat. Er findet eine Banane und einen Apfel. „Normalerweise hätte ich jetzt ein Sandwich gegessen“, räumt er ein und beißt in den Apfel. Auch Hamburger mit Pommes oder ein saftiges Steak mit Bohnen, Reis oder Kartoffeln und viel Bier dazu standen bis vor kurzem oben auf den Speiseplan. Doch davon hat sich der dreimalige Weltfußballer erstmal verabschiedet, seit der 1,84-Meter große Ronaldo vor etwa zehn Tagen auf der Digitalanzeige der Waage sein Gewicht las: 118,4 Kilogramm. „Die Waage – ein Trauma“, gestand er in der Fernsehsendung „Medida Certa“ (Richtiges Maß), in der Ronaldo drei Monate lang vor der Kamera den Kurswechsel versucht.

Das Ziel von Physiotrainer Marcio Atalla ist es, das Gewicht in dieser Zeit um zehn Kilo zu drücken. Ronaldo ist ehrgeiziger: „Ich will 18 Kilo schaffen.“ Wer 20 Jahre im Rampenlicht des Fußballs stand, der hat Disziplin. Das stellte Ronaldo in seiner Karriere immer wieder unter Beweis, etwa als er 1999 fast eineinhalb Jahre wegen einer Knieverletzung ausfiel. Unter Tränen und vielen Schmerzen absolvierte er eine 17-monatige Reha-Therapie. Schritt für Schritt kämpfte er sich zurück auf den Platz. 2001 war er wieder da. Und ein Jahr später glänzte er bei der WM 2002 (Japan/Südkorea). Er führte Brasiliens Seleção als WM-Torschützenkönig mit acht Treffern zum WM-Titel Nummer fünf.

2008 kam er zu Corinthians São Paulo, wo er zwischenzeitlich wieder zu einer guten Form zurückfand. Doch schon da wurde „O Fenômeno“ immer öfter auch „O Gordo“ (Der Dicke) gerufen. Sein Kampfgewicht auf dem Platz schwankte zwischen 90 und 98 Kilo. Im Februar 2011 ging nichts mehr. „Ich kämpfe gegen die Waage und die Schmerzen“, musste Ronaldo unter Tränen eingestehen. Seine aktive Karriere war nach fast 20 Jahren zu Ende. Ronaldo widmet sich seitdem seiner Sportmarketingfirma und vor allem der WM 2014. Er ist im Aufsichtsrat des WM-Organisationskomitees und neben Ehrenbotschafter Pelé prominentestes Gesicht der WM in Brasilien.

Die öffentliche Diät ist mutig, denn Ronaldo versteckt nichts, redet über Banales („Ich hasse Tomaten“) und Schwächen, die den meisten Menschen vertraut sind. Ronaldo zeigt seinen voluminösen Bauch und spricht darüber, wie schwer es ihm fällt, sein Gewicht zu verringern. Dann stülpt er eine Badekappe über seine widerspenstigen Kraushaare, steckt kleine blaue Flossen an die Füße und zieht seine Bahnen im Schwimmbecken. Kraulen und Brustschwimmen sind angesagt. Der Mann ist schnell aus der Puste, muss am Beckenrand erstmal verschnaufen. Aber das Training hat ja erst wieder angefangen.