Die UHC-Torjägerin spricht erstmals über ihre Olympia-Ausbootung, bei der sie erst in der letzten Nominierungsrunde gestrichen wurde.

Hamburg. In der vergangenen Woche hatte Eileen Hoffmann ein Gefühl, das sie lange vermisst hatte: Spaß beim Hockey. Im Training mit den Bundesligadamen des Uhlenhorster HC verspürte die 28-Jährige endlich wieder die Motivation, neu anzugreifen und sich der Zukunft zu widmen. Dass eine wochenlange Vorbereitung und der erste Doppelspieltag der Saison 2012/13 bereits hinter ihr lagen, als der Spaß zurückkehrte, mag sonderbar erscheinen - bis man die Hintergründe kennt, die der Offensivspielerin in diesem Sommer die Laune verhagelten.

Eileen Hoffmann war kurz vor den Olympischen Spielen in der letzten Nominierungsrunde aus dem 18er-Kader für London gestrichen worden. Jahrelang war sie ein festes Mitglied der A-Nationalmannschaft gewesen, in der Vorbereitung hatte sie mit athletischen Bestwerten und auch als Torjägerin geglänzt. Als sie dann von Bundestrainer Michael Behrmann die E-Mail mit dem Inhalt "Olympia-Aus" erhielt, war sie wie vor den Kopf geschlagen. "Es gab vorher keinerlei Anzeichen, man hat mir nichts in diese Richtung angedeutet", sagt sie. Auf die Einlösung von Behrmanns Versprechen, ihr die Gründe für die Nichtnominierung zu erklären, wartet sie bis heute.

Umso härter waren die Konsequenzen, die folgten. Bei ihrem Arbeitgeber, dem Audi-Zentrum Hamburg, der sie für ihren Sport regelmäßig freistellt, musste sie das Aus ebenso erklären wie gegenüber vielen Freunden und Bekannten; dabei hatte sie selbst keine Erklärung dafür. Das "Team Hamburg/London" strich sie zwei Tage nach Bekanntwerden ihrer Ausbootung aus dem Förderprogramm. Nur dank des ungemein positiven Zuspruchs ihrer Familie, ihrer engen Freunde und aus ihrem Verein war das Loch, in das sie fiel, nicht zu tief, um wieder herauszufinden. "Ich bin viel gereist und habe gespürt, dass sich die Prioritäten in meinem Leben verschoben haben", sagt sie. Weg von der totalen Fixierung auf den Sport, hin zu etwas mehr Gelassenheit in dem Wissen, dass der Ertrag auch dann gleich null sein kann, wenn man selbst alles gegeben hat.

Sie habe die Ausbootung abgehakt, hat ihren Mädels bei Olympia vorm TV die Daumen gedrückt. Selbst eine Zukunft im Nationalteam scheint, da Behrmanns Vertrag nach Rang sieben in London nicht verlängert wird, denkbar. Das Verhältnis zu ihrem Vereinscoach Kais Al Saadi, der als Behrmanns Assistent dessen Personalentscheidungen mittrug, habe nicht gelitten. "Erst war das Vertrauen angeknackst, aber wir haben darüber gesprochen, und da ich Kais persönlich sehr mag, empfinde ich unser Verhältnis jetzt als sehr entspannt", sagt sie. Die vielen Angebote aus dem In- und Ausland, die sie erhalten hatte, hat sie allesamt abgelehnt. "Der Zuspruch aus dem UHC war so überwältigend, dass ich gespürt habe, dass hier meine Heimat ist."

An diesem Sonnabend (14.30 Uhr) hat sie die Chance, mit ihrem Team gegen Rot-Weiß Köln Revanche für das Anfang Juni verlorene DM-Finale zu nehmen. Es ist genau die Motivation, die Eileen Hoffmann jetzt braucht, um wieder Spaß zu finden an dem Sport, der bislang ihr Leben war.