Der E.on-Hanse-AlsterCup bringt an diesem Wochenende erstmals Ruderer und Schwimmer in Hamburg zusammen. Ein Modell mit Zukunft?

Hamburg. Wolfgang Berndt war keineswegs enttäuscht, als ihm der britische Ruderverband kürzlich mitteilte, dass er beim E.on-Hanse-AlsterCup den Achter mit Athleten aus dem Vierer ohne Steuermann besetzen würde. Der Geschäftsführer der Rendsburger Deutsche Ruder-Marketing GmbH war sogar erfreut: "Der Vierer ist in Großbritannien traditionell die wichtigste Bootsklasse mit den stärksten Leuten. Und er hat bei den Olympischen Spielen in London Gold gewonnen." Das zeige, welche Wertschätzung die Veranstaltung in Hamburg bereits bei ihrer Premiere genieße.

Auf den Tag genau 168 Jahre nachdem an gleicher Stelle erstmals in Deutschland eine Ruderregatta ausgefahren wurde, kommt es am Sonnabend auf der Binnenalster zur Olympia-Revanche: Der Deutschland-Achter, Goldmedaillengewinner von London, trifft auf die drittplatzierten Briten, den Olympiasechsten Australien und Europameister Polen. Dass es diesmal nicht über die klassischen 2000 Meter, sondern nur über 270 Meter geht, entwertet für Organisator Berndt die Veranstaltung nicht: "Kurze Entscheidungen mitten in der City vor hoffentlich großer Kulisse - das ist die Zukunft."

Die Idee, eine zweitägige Ruder- und Schwimmveranstaltung im Herzen der Stadt durchzuführen, hatte Sportsenator Michael Neumann (SPD) kurz nach seinem Amtsantritt im März 2011 ins Spiel gebracht. Die Vorbereitungen haben mehr als ein Jahr in Anspruch genommen. Wenn die Planungen aufgehen, dann entsteht an diesem Wochenende ein einzigartiges Event, das die Hamburger Sportlandschaft dauerhaft bereichern könnte.

Der Sonnabend gehört den Ruderern. Um 8 Uhr eröffnet die Bundesliga ihren fünften und letzten Wettkampftag der Saison mit den Vorläufen um die Startplatzierung. Bei dieser 2009 ins Leben gerufenen deutschlandweiten Rennserie treten die besten Vereinsachter im K.-o.-System auf der Kurzstrecke gegeneinander an. Um 10.10 Uhr folgen die Zwischenläufe, von 14.30 Uhr an die Endläufe.

Höhepunkt des ersten Tages aber sind die Sprintrennen der internationalen Achter (12.40 Uhr). "Das wird auch für uns eine tolle Erfahrung werden", sagt der Hamburger Olympiasieger Eric Johannesen vom RC Bergedorf. Seit vergangener Woche ist die Mannschaft in Dortmund wieder im Training und versucht, sich gleichzeitig auf den Alstercup und das 12,7-Kilometer-Langstreckenrennen um den E.on-Hanse-Cup auf dem Nord-Ostsee-Kanal eine Woche später vorzubereiten.

Am Sonntag übernehmen die Freiwasserschwimmer. Gestern wurden die letzten bakteriellen Bedenken ausgeräumt. Die Blaualgenkonzentration in der Alster ist wieder weit unter die Grenzwerte gesunken, das Gewässer präsentiert sich in Badequalität - wenn auch bei Temperaturen um derzeit 16 Grad Celsius. Um 10 Uhr starten die Jedermannrennen über 500 Meter nach Altersklassen gegliedert, gefolgt von den Eliterennen der Frauen (12 Uhr) und Männer (12.15 Uhr). Schlussakt ist um 14 Uhr ein Wettkampf, wie es ihn so noch nicht gab: Rekordweltmeister Thomas Lurz, 32, aus Würzburg tritt gegen Leistungssportstaffeln an, die sich die Strecke von 3000 Metern in sechs Etappen à 500 Meter aufteilen können.

Wie bei den etablierten Großveranstaltungen Triathlon, Radrennen (Cyclassics) und Marathon ist somit für die Hamburg-typische Mixtur gesorgt: Die Ruderwettkämpfe bürgen für höchste sportliche Ansprüche, die Schwimmveranstaltung für die Einbindung des Breitensports. Auch der Nachwuchs hat einen Platz im Programm: Am Sonntag rudern um 12.30 Uhr Hamburger Vereine und Schülerteams.

Die Resonanz auf die Schwimmwettkämpfe ist allerdings noch verhalten. Bisher sind 300 der 1000 verfügbaren Startplätze vergeben. Ein Grund könnte die kurze Vorlaufzeit sein. Erst Mitte Juni wurde der Alstercup offiziell vorgestellt. Zudem bereiten sich viele Vereinsschwimmer bereits auf die anstehende Kurzbahnsaison in der Halle vor. Anmeldungen (Kosten: 20 Euro) sind deshalb vor Ort bis eine Stunde vor Wettkampfbeginn am Sonntagvormittag möglich. Neoprenanzüge können für 15 Euro ausgeliehen werden.

Vom Erfolg der Premiere hängt allerdings nicht ab, ob es eine Fortsetzung gibt. Die Stadt und der Energieversorger E.on Hanse haben sich bereits auf eine zweite und dritte Auflage festgelegt. Die Ruderer hoffen sogar, mittelfristig in den Wettkampfkalender des Weltverbands aufgenommen zu werden. "Die Fisa hat großes Interesse daran, Sprints in die City zu bringen", sagt Berndt. 2002 fand erstmals eine weltweit ausgeschriebene Kurzstreckenregatta im Londoner Hyde Park statt. Auch in St. Petersburg und Zürich gibt es ähnliche Wettkämpfe.

Hamburgs Schwimmer wiederum hoffen, irgendwann auf der Alster einen Freiwasser-Weltcup für Frauen und Männer über zehn Kilometer ausrichten zu können. Die Kosten betrügen rund 80 000 Euro. Thomas Lurz würde diese Entwicklung begrüßen: "Hamburg wäre eine optimale Location."