Die HSV-Rollstuhlbasketballerinnen Edina Müller und Maya Lindholm glänzen bei den Paralympics

London. Krachend prallen die Rollstühle aneinander, da dreht sich Edina Müller blitzschnell um die eigene Achse, der Ball tippt zweimal kurz auf und schon versenkt sie ihn im Korb. Wer hier bestehen will, braucht Ballgefühl, Schnelligkeit und Durchsetzungskraft - und all das auf vier Rädern. In Deutschland gehören die HSV-Rollstuhlbasketballerinnen Müller, 29, und Maya Lindholm, 21, bereits zu den Besten. Bei den Paralympics in London mischen sie in der Weltspitze mit. Als Vorrundengruppensieger treffen sie heute im Viertelfinale auf Großbritannien.

Dabei geht es mitunter ziemlich hart zu. Bei rüden Tacklings wirft man manchmal auch den Gegner samt Untersatz um. Im Vergleich zum "normalen" Basketball gibt es jedoch weniger Eins-gegen-eins-Situationen. "Es kommt auf die Spielzüge und die mannschaftliche Geschlossenheit an", sagt Müller. Das mag sie.

Die gebürtige Rheinländerin spielte Volleyball, bevor sie durch falsches Einrenken des Rückens im Alter von 16 Jahren querschnittgelähmt wurde. Lindholm erlitt 2004 eine Rückenmarksentzündung und ist seitdem auf den Rollstuhl angewiesen. Für die 21-Jährige sind es die ersten Paralympics.

Spielfeld, Korb und Ball gleichen denen des Fußgängerbasketballs. Den Schrittfehler gibt es auch: Nach zwei Schüben an den Rädern muss der Ball aufprellen. Eine Partie dauert viermal zehn Minuten, bei Gleichstand geht es in die fünfminütige Verlängerung.

Müller gewann vor vier Jahren in Peking die Silbermedaille. Nun soll es wieder Edelmetall werden. "Die Farbe ist egal", sagt Müller. Die Konkurrenz sei dieses Jahr sehr stark. "Fünf bis sechs Mannschaften kämpfen um die Medaillen, aber es ist alles möglich", ordnet sie die eigenen Chancen ein. Besonders der erste Sieg gegen die USA war da enorm wichtig. "Davor waren wir ganz schön aufgeregt", erinnert sich die 29-Jährige. Doch der Erfolg gab dem Team von Trainer Holger Glinicki Sicherheit, sodass die Rollstuhlbasketballerinnen auch in den weiteren drei Gruppenspielen gegen Frankreich, China und Mexiko Siege einfuhren.

In der Halle lief bislang also alles nach Plan für die deutsche Mannschaft. Über das paralympische Dorf äußert sich Müller hingegen etwas enttäuscht: "Die Unterkünfte weisen ein paar Mängel bezüglich der Barrierefreiheit auf", erzählt sie. Dafür sei der Weg zur 12 000 Zuschauer fassenden Basketball-Arena nicht so weit. "Vor so einem Publikum zu spielen, ist beeindruckend", sagt Lindholm. Beim HSV bejubeln gut 400 Fans die Mannschaft, gegen die USA waren es 9000. Direkt nach dem Turnier muss die 21-Jährige die nächste Hürde meistern. Im Rahmen ihrer Ausbildung zur Ergotherapeutin stehen zwei Klausuren an. Doch bevor sie daran denkt, gilt die volle Konzentration erst einmal dem Viertelfinale. Das Endspiel findet am Freitag statt - hoffentlich mit den beiden Rollstuhlfahrerinnen aus Hamburg.