Den Einsatz von 70 Guides bewerten Veranstalter und Aktive durchweg positiv

Hamburg. Sie sollten Orientierung geben, vor Gefahrenstellen und engen Kurven warnen. In diesem Jahr absolvierten erstmals 70 sogenannte Guides (Führer), erkennbar an ihren roten Trikots, die die Aufschrift "Safer Cycling" trugen, die Strecken der Jedermannrennen über 55, 100 und 155 Kilometer. In Berlin hatte sich die Maßnahme im Juni als äußerst hilfreich erwiesen: Die Zahl der Unfälle konnte dort um ein Drittel verringert werden. Auch in Hamburg hegten die Veranstalter der Cyclassics die Hoffnung, durch den Einsatz der Guides weniger Stürze in ihrer Bilanz führen zu können. Doch das Vorhaben scheiterte vorerst.

Laut der Agentur Upsolut mussten 38 verletzte Teilnehmer ins Krankenhaus gebracht werden, darunter drei Schwerverletzte. Insgesamt gab es 156 Unfallhilfeleistungen. Das entspricht ungefähr jenen Zahlen der vergangenen Jahre. "Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, die Einsatzzahlen zu senken, aber viele Hilfeleistungen waren wohl hitzebedingt", sagte Frank Bertling, Geschäftsführer der Agentur Upsolut.

Deutschlands ehemaliger Topsprinter, Cyclassics-Sportdirektor Erik Zabel, der als Guide auf der Strecke über 55 Kilometer mitwirkte, hält das Modell "Safer Cycling" trotz der gleichbleibenden Unfallzahlen für gelungen: "Die Hitze hat sich sicherlich ungünstig auf unsere Statistik ausgewirkt. Mein subjektiver Eindruck war, dass das Projekt 'Safer Cycling' funktioniert hat und man es unbedingt weiterführen, vielleicht sogar ausbauen sollte."

Der 42-Jährige denkt daran, die Anzahl der Guides im nächsten Jahr zu erhöhen. Jedem Startblock waren zwei bis drei Sicherheitsfahrer zugeordnet, die von den Aktiven durchweg positiv bewertet wurden. "Ich habe die Guides am Start gesehen. Als das Rennen losging, habe ich sie zwar aus den Augen verloren, mich aber trotzdem sicher gefühlt", sagt Marion Westfehling, 42, die über 55 Kilometer an den Start ging. Gedränge oder gefährliche Situationen habe sie auf der Strecke nicht erlebt. Auch Dominik Reinecke, 21, aus Hamburg-Lurup, der ebenfalls 55 Kilometer zurückgelegt hatte, wusste nur Positives zu berichten: "Die Guides waren topfit, haben per Handzeichen Kurven angezeigt und einen auch im Windschatten fahren lassen. Das war optimal."

Tagesschaumoderator Marc Bator nahm das Rennen über 55 Kilometer als äußerst entspannt wahr: "Die Guides hatten so eine sanfte Autorität", sagte Bator. Einer von ihnen war Dr. Ole Benthien, 40, Sportpsychologe am Olympiastützpunkt Brandenburg. Er bestritt die 100-Kilometer-Distanz. "Ich denke, wir haben den Teilnehmern ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Es wäre allerdings von Vorteil, wenn mindestens vier Guides in jedem Startblock fahren würden. Dann könnte man sich noch besser aufteilen."