Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Erwischt! Die Londoner Olympia-Macher werden nun wieder stolz behaupten, wie effizient das Doping-Kontrollsystem während dieser Spiele gewesen sei. Dass der weißrussischen Kugelstoßerin Nadeschda Ostaptschuk nur einen Tag nach der Abschlussfeier ihre Goldmedaille aberkannt wurde, hat aber leider weniger mit dem engmaschigen Netz der Fahnder zu tun als mit der Nachlässigkeit, wenn nicht gar Dummheit der Athletin, sich erwischen zu lassen.

Drei positive Dopingtests während der Olympischen Spiele (und jede Menge Ausschlüsse im Vorfeld) bedeuten eben nicht, dass endlich das Zeitalter des sauberen Sports begonnen hat. Im Gegenteil: Die Vermutung liegt nahe, dass die Leistungen immer ausgeklügelter auf den Punkt erzielt werden - mit Hilfsmitteln, die allen Testmethoden um Jahre voraus sind. Die Versuchung siegt immer: Was möglich ist, wird auch getan.

Angesichts aller unfassbaren Leistungen in London - 44 Weltrekorde im Schwimmbecken, im Leichtathletikstadion, auf der Gewichtheberbühne oder der Radrennbahn - müssen Zweifel bleiben. Sind die hymnisch gefeierten Auftritte der jamaikanischen Sprinter wirklich nur hartem Training geschuldet? Kann die US-Frauensprintstaffel tatsächlich die Zeit des DDR-Quartetts aus der Hochdopingzeit auslöschen? Schwimmen die jüngsten Olympiasieger nur dank körperlicher Vorteile Fabelzeiten?

Innerhalb der nächsten acht Jahre könnten einige dieser Fragen beantwortet werden. Solange nämlich werden die Londoner Proben aufbewahrt.