Vor dem Supercup gegen Meister Borussia Dortmund am Sonntag hat Trainer Heynckes auf die Aussagen des neuen Sportchefs reagiert.

München. Trainer Jupp Heynckes will sich beim FC Bayern München das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen. „Die Betreuung der Mannschaft übernehme ich, auch die Ansprache“, stellte der Coach am Freitag kurz vor dem Supercup-Endspiel mit Borussia Dortmund (Sonntag, 20.00 Uhr) fest. Heynckes reagierte damit auf Aussagen des neuen Sportchefs Matthias Sammer. Das Vorstandsmitglied hatte jüngst eine größere Angriffslust von den Spielern eingefordert und betont: „Wir brauchen keine tote Mannschaft, wir brauchen eine Mannschaft, die lebt, die aggressiv ist.“

Heynckes entgegnete, beim Rekordmeister sei „so viel Biss wie in der letzten Saison“ vorhanden. In der abgelaufenen Spielzeit war der Münchner Fußball-Rekordmeister dreimal Zweiter geworden – und hatte keinen der angepeilten Titel in Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League gewonnen. „Wenn der Anspruch Nummer eins ist und wir sind jetzt Nummer zwei, dann müssen wir etwas ändern“, hatte Sammer am Mittwoch festgestellt.

+++ Hoeneß: "Der Supercup ist ein Ernstfall für uns" +++

Am Sonntag stehen die Bayern vor dem ersten Härtetest vor der neuen und nach der titellosen Saison. Fünf Pflichtspielpleiten in Serie mussten die Münchner zuletzt gegen die forschen Westfalen einstecken – zweimal daheim, dreimal auswärts. „Wir wollen alles dran setzen, jetzt erfolgreich zu sein“, beteuerte Trainer Jupp Heynckes am Freitag. Siege gegen die unliebsamen Dortmunder haben die Bayern auch wirklich dringend nötig, da mag der 5,5 Kilogramm schwere Supercup-Wanderpokal im Vergleich zu anderen Titeln sportlich noch so unbedeutend sein.

+++ Sammer: "Butts Abschied hat mich überrascht" +++

Knapp zwei Wochen vor dem Bundesligastart könnte eine neuerliche Niederlage gegen den Doublesieger schon wieder für Unruhe an der Säbener Straße sorgen. Zumindest Heynckes will davon nichts wissen. Die Vergangenheit mit all den Pleiten sei abgehakt, meinte er, „wir gehen unbefleckt, unbeschwert ins Spiel“.

Superstar Franck Ribery ist heiß auf die Revanche gegen den BVB: „Das ist die erste richtige Prüfung. Wir dürfen nun nicht mehr gegen sie verlieren. Wir stehen total unter Druck. Beim Supercup müssen wir bereits ein Zeichen setzen und Dortmund schlagen“, sagte der Franzose der "Sportbild". Präsident Hoeneß ergänzte mit Nachdruck: „Eines ist ganz klar: Wir wollen das Spiel gewinnen.“ Er könne sich „die Schlagzeilen schon vorstellen, die die Presse produzieren wird, falls wir nicht gewinnen sollten“, führte Hoeneß weiter aus. Deshalb müsse der FC Bayern „alles daransetzen, um die Vorherrschaft, die Dortmund sich kurzfristig erobert hat, wieder zurückzuholen. Das erklärte Ziel des FC Bayern muss sein, unangefochten die Nummer eins in Deutschland zu sein“.

Vor wohl ausverkauftem Haus in der Münchner Allianz Arena wollen die Bayern den Biss nun zeigen. Aber offenbar ohne Vizekapitän Bastian Schweinsteiger, der nach einer Bänderdehnung noch Trainingsrückstand hat. „Warten wir mal ab“, meinte Heynckes, ließ aber durchblicken, zunächst auf seinen Mittelfeldchef zu verzichten. Erst am Sonnabend soll Schweinsteiger wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Dafür dürfte Stürmer-Rückkehrer Claudio Pizarro nach überstandenen Hüftproblemen ins Aufgebot rücken.

Fortschritte machen unterdessen die verletzten David Alaba (Ermüdungsbruch) und Rafinha (Bänderriss). Der Brasilianer werde in der kommenden Woche mit dem Lauftraining beginnen, Alaba kann die Krücken in zwei Wochen beiseitelegen. Auch der vergangene Woche am Sprunggelenk operierte Mario Gomez sei „sehr optimistisch, dass seine Genesung schneller verläuft, als man denkt“, sagte Heynckes. Nationalstürmer Gomez sollte ursprünglich etwa sechs Wochen ausfallen.

+++ Gomez-Debatte: Sammer legt sich mit Hoeneß an +++

Bei den Dortmundern ist Mario Götze wieder fit: Das hoch gepriesene Talent könnte nach einer zweiwöchigen Augenentzündung gegen die Bayern gleich seine viel beachteten Ballkünste unter Beweis stellen. Für BVB-Kapitän Sebastian Kehl geht es jetzt „in die heiße Phase“. Der Routinier selbst ist wegen Kniebeschwerden für Sonntag aber fraglich, unter der Woche musste er zeitweise mit dem Training aussetzten.

Seit August 2010 warten die Bayern inzwischen auf einen Titel, den letzten holten sie im Supercup durch einen 2:0-Sieg über Schalke 04. Beim BVB dagegen ist das Pokale sammeln inzwischen fast zum Alltag geworden. „Diesen Titel nehmen wir gerne mit, das ist doch eine klare Sache“, meinte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke lapidar im Interview der Website bundesliga.de. Trainer Klopp umschrieb das Duell als „ersten Saisonhöhepunkt“, meinte aber auch: „Auswirkungen auf die Saison wird der Ausgang nicht haben.“

Die Münchner wollen jedoch mit aller Macht verhindern, dass die Borussia nun ausgerechnet im „Wohnzimmer“ des FC Bayern den nächsten Titel feiert. Eine erneute Pleite gegen den BVB wäre für das Selbstvertrauen, vor allem aber für das Image nicht gerade förderlich, auch wenn Trainer Heynckes glaubt, dass das Spiel „keinen allzu großen Einfluss“ auf die Liga hätte.

Unruhe würde beim FC Bayern aber auf jeden Fall aufkommen, sollte es wieder nicht reichen. Deshalb werde man „alles daransetzen, um erfolgreich zu sein. Wir werden hochmotiviert reingehen“, versprach Heynckes. „Wenn es etwas zu gewinnen gibt, wollen wir dabei sein“, ergänzte Sportvorstand Matthias Sammer. Das gelang den erfolgsverwöhnten Stars aus München zuletzt 2010, als sie den Supercup gegen Schalke (2:0) gewannen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

München: Neuer - Lahm, Dante, Badstuber, Can - Luiz Gustavo, Kroos - Robben, Müller, Ribery - Mandzukic. - Trainer: Heynckes

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan, Kehl - Blaszczykowski, Reus, Großkreutz - Lewandowski. - Trainer: Klopp

Schiedsrichter: Weiner (Giesen)

Mit Material von dpa und sid