Der frühere Nationaltorwart hatte seine Karriere erst im Mai beendet, trat danach den Posten an. Aus Unzufriedenheit hat er nun gekündigt. “Ich habe dieses Tätigkeitsfeld falsch eingeschätzt“.

München. Sportvorstand Matthias Sammer hat von den Profis des FC Bayern München erneut mehr Leidenschaft gefordert. „Wir brauchen eine Mannschaft, die lebt, die aggressiv ist“, sagte Sammer am Mittwoch in München bei der Pressekonferenz zum Supercup am Sonntag. Er sprach von einem kleinen „Anfang der Emotionalität“ beim deutschen Fußball-Rekordmeister und bezog sich dabei auch auf einen hitzigen Zweikampf zwischen Holger Badstuber und Emre Can beim Bayern-Training am Tag zuvor. Jörg Butts Abschied als Jugendkoordinator habe ihn überrascht. „Mir tat das persönlich und menschlich unglaublich weh“, sagte der Bayern-Sportvorstand. „Das kam überraschend, das bedauere ich sehr.“

Butt sei nicht mehr umzustimmen gewesen. „Ich bin mit großer Begeisterung an meine neue Tätigkeit herangetreten, musste allerdings feststellen, dass mir diese Aufgabe nicht die gewünschte Zufriedenheit und Passion bringt“, erklärte Butt am Dienstag und traf damit selbst die Vereinsführung unvorbereitet. „Seine Bitte um Freistellung hat uns völlig überrascht“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Nach dem Ende seiner Spielerkarriere in der vergangenen Saison war der ehemalige Bundesliga-Torwart Butt mit großen Vorschusslorbeeren in die Nachwuchsabteilung der Bayern gewechselt. Dort sollte er gemeinsam mit Jugendscout Michael Tarnat und dem neu verpflichteten U23-Trainer Mehmet Scholl für eine kleine Revolution sorgen. Denn die zweite Mannschaft präsentierte sich in der vergangenen Saison in desolatem Zustand und belegte Rang 14 der Regionalliga Süd. Zudem wurden viele Talente der Region in der jüngeren Vergangenheit vom TSV 1860 entdeckt und nicht von Bayern München.

"Ich habe dieses Tätigkeitsfeld falsch eingeschätzt“

Auch dass Matthias Sammer als neuer Sportvorstand geholt wurde, ist ein starkes Indiz für die Ambitionen der Münchner in der Nachwuchsarbeit. Der ehemalige DFB-Sportdirektor hatte nach seinem Dienstantritt angekündigt „einiges optimieren“ zu wollen. „Jörg Butt und Michael Tarnat haben die Jugend neu konzipiert. Das wird Sammer mit seiner Philosophie abgleichen. Und dann wird er entscheiden, wie der Weg weitergeht“, erklärte Scholl kurz danach.

Butt wird an diesen Konzepten künftig nicht mehr beteiligt sein. Womit genau er so unzufrieden gewesen ist, erklärte er nicht. Doch für ihn ist klar: „Ich bin mir selbst und damit auch dem FC Bayern gegenüber ehrlich: Ich habe dieses Tätigkeitsfeld, für das ich nun seit einigen Wochen verantwortlich bin, falsch eingeschätzt.“

Sammer und Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc kritisierten unterdessen die Ansetzung des ersten DFB-Länderspiels nach der Sommerpause. „Dieser Termin ist Nonsens. Sportlich macht er für die Nationalmannschaft sicher wenig Sinn“, sagte Zorc. Gott sei Dank sei das Fußball-Testspiel letztmals auf dieses Datum angesetzt.

„Keiner ist über diesen Termin glücklich“, meinte Sammer, auch Bundestrainer Joachim Löw sei es nicht. Die DFB-Elf trifft noch vor dem Bundesligastart am 15. August in Frankfurt am Main im ersten Testspiel der neuen Saison auf Argentinien.

Doublesieger Dortmund und der FC Bayern spielen in der 13. Auflage des Supercups an diesem Sonntag (20.00 Uhr/ZDF) in der Münchner Allianz Arena gegeneinander. Nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) wird dabei ein Besucherrekord aufgestellt und die Bestmarke von 61 000 Stadion-Zuschauern von der vorherigen Auflage übertroffen. (dapd/dpa)