Ein Kommentar von Achim Leoni

Haben Sie den letzten Versuch von Ariane Friedrich über 1,96 Meter gesehen? Wie die Hochspringerin wie zu besten Zeiten ihren Körper geschmeidig über die Latte geschlängelt hat? Hätte sie dann noch ihren Unterschenkel nur eine Zehntelsekunde früher hochgeklappt, dann wäre sie jetzt im Finale und dieser Kommentar nie erschienen.

So aber dürfen sich alle bestätigt sehen, die meinen, dass Friedrich bei Olympia gar nicht hätte starten dürfen. Die WM-Dritte von 2009 und den Speerwurfweltmeister Matthias de Zordo hatte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nominiert, obwohl beide die Norm aufgrund von Verletzungen nicht erbringen konnten. De Zordo scheiterte ebenfalls in der Qualifikation.

Ariane Friedrich hat in London keineswegs enttäuscht. Sie ist 1,93 Meter gesprungen, so hoch wie noch nie in dieser Saison. Mehr durfte man von ihr nicht erwarten. Aber 1,93 Meter sind eben auch nicht genug, um im Vergleich mit den Besten zu bestehen.

Schon um sich nicht mehr angreifbar zu machen, täte der DLV gut daran, in Zukunft ohne Ansehen der Person auf die Erfüllung seiner Vorgaben zu pochen. Und er sollte sich fragen, ob diese Richtwerte überhaupt angemessen sind. Im Laufbereich sind wir noch immer weit von der Weltspitze entfernt.

Nur dabei zu sein aber kann nicht der olympische Anspruch einer Sportnation sein. Gerade bei den Kerndisziplinen Schwimmen und Leichtathletik gilt es in Zukunft kleinere, dafür ambitioniertere Mannschaften zusammenzustellen. Es wäre für das Leistungsklima sicher förderlich.