Heftiger Regen sorgte bei den Schüco Open für schwere Bedingungen für Spieler und Fans - Besucherin von Golfball am Kopf getroffen.

Alveslohe. Ihre gute Laune ließen sich die Stars der Schüco Open nicht verderben. Trotz heftiger Regenfälle am Sonntagvormittag schrieben Martin Kaymer, 27, und Masters-Champion Bubba Watson, 34, Autogramme, posierten für Fotos und demonstrierten pure Gelassenheit. "Ich wunderte mich, wie viele Zuschauer bei dem Wetter auf dem Kurs waren" sagte Kaymer später und fügte scherzhaft hinzu: "Ich wäre zu Hause geblieben."

Unbeeindruckt von den Wassermassen schien Henrik Stenson. Der 36-jährige Schwede lag am Nachmittag nach 18 gespielten Löchern bei inzwischen strahlendem Sonnenschein in Führung und gewann Deutschlands größtes Einladungsturnier am Ende mit sieben Schlägen unter Par. "Es lief besser als erwartet. Die Atmosphäre war super", kommentierte Stenson seinen Triumph und schenkte den mit Foto- und Handykameras bewaffneten Fans das hartnäckig eingeforderte Lächeln.

Es entschädigte für das lange Zeit schlechte Wetter und die etwas chaotische Anfahrt, die viele der 15 000 Zuschauer am Morgen in Kauf nehmen mussten. Durch den starken Regen wurde die Zufahrtstraße nach Gut Kaden frühzeitig gesperrt. Die auf den Ackerflächen vorgesehenen Parkflächen waren durch den aufgeweichten Boden unbefahrbar, sodass viele Zuschauer auf den Parkplatz des rund zwölf Kilometer entfernt liegenden Möbelhauses Dodenhof bei Kaltenkirchen ausweichen und einen Shuttleservice in Anspruch nehmen mussten. Spaß hatten die Besucher nach ihrem Eintreffen auf Gut Kaden dennoch.

Vor allem am Sonnabend, als sich das norddeutsche Wetter von seiner besseren Seite zeigte und die Regenwolken pünktlich zu Veranstaltungsbeginn verschwanden, wurde das Einladungsturnier zu einer Showbühne, die kleine und große Fans sichtlich faszinierte. Allen voran Masters-Champion Bubba Watson, 34, sorgte für Begeisterung unter den 10 000 Besuchern am ersten Tag. Im April feierte der US-Amerikaner, der sich das Golfspiel einst selbst beigebracht hatte, den größten Erfolg seiner Karriere. In Augusta durfte der Autodidakt mit der Bon-Jovi-Frisur und dem auffälligen, pinken Driver das berühmte grüne Jackett des Siegers überstreifen. Watsons Erfolg war auch in Alveslohe allgegenwärtig. Mit "Go, Bubba"- Rufen feuerten die Fans den Linkshänder auf seiner Runde an.

Es hätte ein perfekter erster Tag für die Schüco-Golfstars werden können - wenn es beim Matchplay, das die Markenbotschafter gemeinsam mit den deutschen Nationalspielern im Modus Vierball Bestball über neun Löcher bestritten, nicht zu unschönen Zwischenfällen gekommen wäre. Auf der Runde des dritten Flights, in dem Kaymer mit dem Hittfelder Amateur Benedict Staben gegen den US-Amerikaner Dustin Johnson und Stabens Nationalmannschaftskollegen Moritz Lampert spielte, wurden zwei Zuschauer verletzt.

Am fünften Loch driftete ein abgeschlagener Ball Kaymers leicht nach rechts und prallte trotz warnender Rufe der Zuschauer gegen den Brustkorb eines Mannes. Dieser gab Entwarnung, das Spiel konnte weitergehen. Erleichterung in den Gesichtern der Golfer, die jedoch nur Minuten später ernsten Mienen weichen sollte. Lampert positionierte sich am Abschlag. Auch sein Ball flog auf die rechte Seite und traf eine Frau am Kopf. Sie brach zusammen, lag stark blutend am Boden. Das Spiel wurde unterbrochen. Die Golfer eilten zur Unglücksstelle. Rund 20 Minuten dauerte es, bis ein Arzt zu Hilfe kam. Die Verletzte musste mit einer Platzwunde ins Krankenhaus gebracht werden. "Es war bitter, die Frau dort so liegen zu sehen", sagte Kaymer, der das Spiel am liebsten sofort beendet hätte. "Das waren keine guten Schläge von uns, das kann auch Profis passieren."

Der Weltranglisten-18. aus Mettmann war sichtlich mitgenommen - genauso wie seine Kollegen. Es sei bei allen großen Turnieren üblich, dass Zuschauer die Strecke eines Kurses säumen, erklärte der 20-jährige Lampert, "aber natürlich besteht das Risiko, von einem Ball getroffen zu werden. Deshalb sollte man seinen Kopf immer schützen." Das Ergebnis des Show-Events am Sonnabend blieb angesichts dessen eine Randnotiz: Das Team von Kaymer und Watson gewann mit 19,5 zu 16,5 gegen die Mannschaft des Schotten Colin Montgomerie.

Es war der positiven Einstellung der 30 Profis und Schüco-Gastspieler zu verdanken, dass das Turnier am Sonntag die Unfälle so gut wie vergessen machte. "Alles in allem war es ein gutes Wochenende auf Gut Kaden", resümierte Kaymer, der abseits des Grüns für eine Überraschung sorgte: Nach 14 Monaten beendete Kaymer die Zusammenarbeit mit seinem Caddie Christian Donald. Beim bevorstehenden WGC Championship in Ohio wird Kaymer an der Seite von Craig Connelly auf die Runde gehen, mit dem er sein erstes Major-Turnier, die PGA-Championship, gewinnen konnte. Offenbar eine Reaktion auf die zuletzt schwachen Ergebnisse des Golfstars. Kaymer ist sich jedoch sicher, dass er zu seinem erfolgreichen Spiel zurückfinden wird. Die Fans auf Gut Kaden hatten daran jedenfalls keinen Zweifel.