Steffen Justus konnte am Sonnabend den dritten Rang erreichen. Der Triathlon begeistert in Hamburg zahlreiche Besucher.

Hamburg. Der Formcheck der deutschen Triathleten für die Olympischen Spiele ist insgesamt positiv ausgefallen. Bei den WM-Rennen in Hamburg über die Sprintdistanz überzeugten am Sonnabend vor allem die drei deutschen Männer für London. Bester des Trios war Steffen Justus (Saarbrücken) als Dritter, Maik Petzold (Saarbrücken) wurde starker Fünfter, der lange verletzte Olympiasieger Jan Frodeno (Saarbrücken) durfte mit dem zehnten Platz zufrieden sein. Sieger wurde nach 750 Metern Schwimmen, 20 Kilometern Radfahren und fünf Kilometern Laufen der Südafrikaner Richard Murray vor dem spanischen Ex-Weltmeister Javier Gomez.

Nach den Wettkämpfen können Sie hier auf abendblatt.de Fotos von allen Teilnehmern ansehen. Der Abendblatt-Fotograf wird die Sportler an der Wechselzone, kurz nachdem sie das Wasser verlassen haben, fotografieren.

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Einen Tag später zeigte Anne Haug, dass mit ihr im Hinblick auf Olympia zu rechnen ist – wenn das Schwimmen klappt. Die Münchenerin wurde nach einer eindrucksvollen Aufholjagd Vierte. Wieder einmal verhinderte eine mäßige Leistung im Wasser ein besseres Ergebnis. Mit über 40 Sekunden Rückstand auf die Spitze wechselte die 29-Jährige auf das Rad und arbeitete sich noch weit nach vorn. „Das Schwimmen war so lala“, gestand die Sportwissenschaftlerin. „Es war dennoch ein guter Trainingswettkampf.“ Die anderen beiden deutschen London-Starterinnen Anja Dittmer (Saarbrücken), die sich wegen einer Muskelverhärtung beim Laufen zurückhielt, und Svenja Bazlen (Freiburg) belegten die Plätze elf und 16. Vor allem Bazlen hat noch im Laufen einige Defizite. Ricarda Lisk, die nicht für Olympia qualifiziert ist, landete auf Rang 13. Den Sieg sicherte sich die Australierin Erin Densham vor ihrer Landsfrau und Vorjahressiegerin Emma Moffatt und der Amerikanerin Sarah Groff.

„Ich bin erstmal zufrieden“, sagte Wolfgang Thiel, Sportdirektor der Deutschen Triathlon Union (DTU). Das galt vor allem für die Männer-Riege: „Für unsere Olympia-Starter sind die Platzierungen als Abschluss einer harten Trainingsphase ein Top-Resultat, das uns für die nächste Phase mit Blick auf Olympia einen zusätzlichen Schub gibt.“ Den letzten Schliff holen sich die drei Männer sowie Bazlen und Dittmer in der Sportschule Kienbaum bei Berlin. Nur Anne Haug bereitet sich weiter mit ihrer internationalen Gruppe um den australischen Trainer Darren Smith vor.

Hamburg war die fünfte von acht WM-Stationen in diesem Jahr. Nicht nur die Deutschen, auch Triathletinnen und Triathleten aus anderen Ländern nutzten den Lauf in der Hansestadt über die Sprintdistanz als letzte Formüberprüfung vor London. Die olympischen Medaillen über die doppelt so lange Strecke werden bei den Frauen am 4. August und bei den Männern am 7. August im Hyde Park vergeben.

Allerdings fehlten auch etliche Top-Favoriten. So ließen der britische Weltmeister Alistair Brownlee und der WM-Zweite Jonathan Brownlee die weltgrößte Triathlon-Veranstaltung mit rund 300 000 Zuschauern aus. Die Brüder sind die Top-Kandidaten auf Gold und Silber. Die britische Weltmeisterin Helen Jenkins und die Schweizerin Nicola Spirig machten ebenso einen Bogen um die Alster.

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Doch in Hamburg sind nicht nur die Sportler begeistert. Viele Hamburger haben Freude an dem großen Sport-Spektakel. Während am Sonnabend und Sonntag die besten Triathleten der Welt in der Hamburger Innenstadt um Prämien von 170 000 Dollar (rund 138 000 Euro) und Punkte für ihre Weltmeisterschaftsserie schwimmen, Rad fahren und laufen, werden sie wieder von 150 000 bis 200 000 Zuschauern angefeuert und beim Zieleinlauf auf dem Rathausmarkt gefeiert. Das ist auch der Grund, warum die Hamburger Rennen bei den Athleten von allen acht Veranstaltungen der Weltserie am höchsten im Kurs stehen. "Hamburg ist für uns nach den Olympischen Spielen in London der emotionale Höhepunkt des Jahres", sagt Olympiasieger Jan Frodeno, 30, aus Saarbrücken.

Es sind aber wie bei allen Veranstaltungen des Hamburger Formats nicht nur die Spitzensportler, die zwei Tage lang für beste Unterhaltung sorgen. Hamburg bietet den größten Triathlon der Welt, weil sich regelmäßig auch 10.000 Jedermänner über verschiedene Distanzen vom Schiffsanleger am Jungfernstieg in die Binnenalster stürzen.

Das macht ein Großteil der Faszination dieses Events aus - was allerorts zur Nachahmung anregte, aber bislang nirgendwo den Erfolg zeitigte wie in Hamburg. "Es ist diese einzigartige Mischung aus der Sportbegeisterung der Hamburger und der Schönheit der Stadt, die anderswo nur schwer zu kopieren ist", sagt Frank Bertling, Geschäftsführer der veranstaltenden Hamburger Agentur Upsolut.

Der durchgängige Erfolg des Triathlons, er findet jetzt im elften Jahr statt, hat dann auch die Diskussionen weitgehend verstummen lassen, ob es angemessen ist, für ein Sportereignis die Innenstadt zwei Tage lang zu sperren. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen: Gastronomen und Hoteliers profitieren von dieser Art Veranstaltungen am meisten, in einigen anderen Läden und Kaufhäusern in der City geht dagegen der Umsatz zurück. Das gleicht sich an den nächsten Wochenenden allerdings aus. Deshalb bleibt inzwischen größerer Protest aus.

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Gern würde Upsolut die Veranstaltung aber auf drei Tage ausdehnen, um der gestiegenen Nachfrage der Jedermänner vor allem auf der Sprintdistanz (500 Meter Schwimmen, 22 Kilometer Rad fahren, fünf Kilometer Laufen) nachzukommen. "Zwei Tage sind ein guter Kompromiss, wir können damit hervorragend leben", sagt Upsolut-Manager Bertling, "ein dritter Tag wäre im Augenblick Stadt und City-Management nur schwer vermittelbar."

Die Zurückhaltung der Agentur hat einen guten Grund. In den nächsten Jahren, angedacht ist 2017, soll in Hamburg das "Große Finale" der Weltmeisterschaftsserie stattfinden. Integriert darin sind die Weltmeisterschaften in allen Altersklassen. Als Hamburg 2007 erstmals die WM durchführte, war die Innenstadt vom Donnerstag bis zum Sonntag gesperrt. Das löste damals erhebliche Widerstände aus, plötzlich wurden generell Sportveranstaltungen in der Innenstadt infrage gestellt.

+++ Ein Wettkampf für die ganze Familie +++
+++ 10.000 Starter: Triathlon-Elite zu Gast in Hamburg +++

Das tut nun niemand mehr, dennoch wissen alle Beteiligten vorsichtig mit diesem sensiblen Thema umzugehen. "Möglich wäre es, einen Teil der WM-Rennen in die Randbezirke auszulagern", sagt Bertling, "damit würde aber auch ein Teil der Attraktivität verloren gehen." Eine Entscheidung über die WM muss in den nächsten zwei Jahren getroffen werden. Das Budget würde sich dann von jetzt 1,2 auf rund 2,5 Millionen Euro mehr als verdoppeln, was ohne Zuschüsse der Stadt nicht zu finanzieren wäre. Die wären vermutlich zu bekommen, weil der Senat gern auch internationale Meisterschaften nach Hamburg holen möchte.

Eine Triathlon-WM ist im Vergleich zu einer Schwimm-WM, die zwischen 40 und 45 Millionen Euro kostet, ein Schnäppchen. Zudem produziert sie schönere Bilder von der Stadt, weil sie im Freien - und dazu noch an Hamburgs attraktivsten Plätzen - ausgetragen wird. Schon jetzt berichten TV-Stationen aus 160 Ländern vom Hamburger City-Triathlon. Das ist die beste Werbung für die Stadt - und eine preiswerte dazu.

Informationen zu den Straßensperrungen am Freitag, Sonnabend und Sonntag finden Sie auch unter www.hamburg-triathlon.org oder rufen Sie die Verkehrshotline der Polizei an: 040/428 65 65 65.

Nach den Wettkämpfen können Sie hier hier Fotos von allen Teilnehmern ansehen. Der Abendblatt-Fotograf wird die Sportler an der Wechselzone, kurz nachdem sie das Wasser verlassen haben, fotografieren.

Mit Material von dpa, dapd