Nach einer missglückten Saison hofft der Niederländer vor allem auf eine verletzungsfreie Spielzeit. Robben schaut nur noch nach vorne. Rummenigge: Robben wird sich mit den Fans versöhnen.

Riva del Garda. Arjen Robben ist guter Dinge. Vergessen sind die herben Enttäuschungen der vergangenen Saison, der riesige Frust der EM und vor allem die schmerzhaften Pfiffe der eigenen Fans. „Ich will nicht mehr zurückschauen, ich will nach vorne schauen. Was passiert ist, ist passiert, das ist abgehakt. Ich bin frisch und habe Lust auf die neue Saison“, sagte der entspannt wirkende 28 Jahre alte Niederländer am Montag im Trainingslager von Bayern München am Gardasee - und lachte endlich einmal wieder. Der verschossene Elfmeter gegen Meister Dortmund, der vergebene Matchball gegen Königsklassen-Sieger FC Chelsea - Robben schaut nicht mehr zurück. „Ich war schön weg von allem, hatte eine richtig schöne Zeit mit meiner Familie. Die Kinder haben mich genug abgelenkt. Alles ist abgehakt“, bekundete der niederländische Fußball-Nationalspieler. „In der letzten Woche habe ich gemerkt, dass ich mich richtig erholt habe“

Im Training am Sonntagabend präsentierte sich der Flügelflitzer vor der imposanten Bergkulisse voller Eifer, am Montagvormittag absolvierte er abseits des Teams bei schweißtreibenden Temperaturen ein spezielles Stabilitäts- und Kräftigungsprogramm.

Wie auch Claudio Pizarro, der nach auskurierter Verletzung endlich angreifen möchte. „Eine gute Vorbereitung ist wichtig, damit ich das ganze Jahr gut spielen kann“, betonte der Peruaner, der von Werder Bremen zurückkam, und verwies nach seinen muskulären Problemen auf „Fortschritte“. Einen Rückschritt gab es bei Trainer Jupp Heynckes: Doch trotz Muskelfaserrisses stand er wie gewohnt auf dem Trainingsplatz im sonnigen Arco.

Den vorabendlichen Empfang in Riva del Garda hatte der Münchner Coach am Sonntag dagegen für eine Behandlung noch ausgelassen, den meisten Beifall bei der Auftakt-Veranstaltung auf der Piazza 3 Novembre am Ufer des Gardasees hatte Rückkehrer Robben bekommen.

Drei vergebene Titel mit dem FC Bayern und ausgelassene Großchancen seinerseits, ein ernüchterndes Vorrunden-Aus bei der EM mit den Niederlanden, dazu Pfiffe vom eigenen Anhang bei einem Kick zwischen dem FC Bayern und Holland – all das will Robben in der Sommerpause weggesteckt haben. „Man kann auch nicht mehr zurück, man kann nichts mehr ändern. Ich bin ganz froh, dass wir wieder bei null beginnen können. Die Motivation wird vielleicht noch höher sein“, betonte der Turbodribbler. „Es gibt Höhe- und Tiefpunkte in einer Karriere. Das gehört dazu.“

Zudem gab es in der Sommerpause auch Spekulationen, Robben werde seinen Vertrag bis 2015 nicht erfüllen. „Ich habe diesen Eindruck nicht“, entgegnete Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge via „Bild“. „Ich bin ziemlich optimistisch, dass Arjen eine erfolgreiche Saison spielt. Er wird super motiviert sein und zeigen wollen, welche Qualitäten in ihm stecken.“ Dass sich Robben und die Fans versöhnen, steht für ihn außer Frage. „Sobald er die ersten zwei Tore schießt, liegen sich alle wieder in den Armen – auch die Fans, die beim Freundschaftsspiel gegen Holland gepfiffen haben.“

Robben & Co. sind heiß auf die neue Saison, in der unter dem neuen Sportvorstand Matthias Sammer Borussia Dortmund endlich wieder in die Schranken gewiesen werden soll. „Man spürt im Training, dass die Spieler hungrig sind und was erreichen wollen“, berichtete Neuzugang Xherdan Shaqiri. „Die Spieler haben das alles weggesteckt und sind jetzt voller Tatendrang.“ Dabei geht es nicht um den einzelnen – und auch nicht um gesetzte Tormarken, wie Pizarro betonte. „Am Ende ist wichtig, dass ich die Schale hoch halten kann.“

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge machte unterdessen ein ausgezeichnetes Verhältnis zwischen dem neuen Sportvorstand Matthias Sammer und Trainer Jupp Heynckes ausgemacht. „Ich habe den Eindruck, dass zwischen beide kein Blatt Papier passt. Jupp begrüßt, dass er jemanden an seiner Seite hat, der mit ihm gemeinsam die Dinge angeht“, sagte der Vorstandschef des FC Bayern München in der „Bild am Sonntag“. Matthias Sammer werde dem Verein gut zu Gesicht stehen, sagte Rummenigge. „Er hebt im Moment jeden Stein beim FC Bayern auf und schaut drunter, ob da alles okay ist, oder ob etwas verbesserungswürdig ist. Ich finde es sehr fruchtbar für den FC Bayern, wie er seinen Job interpretiert.“

Mit Material von sid und dpa