In München weht nach zwei titellosen Jahren ein anderer Wind. Die Stars müssen sich unter Sportchef Sammer auf eine harte Linie einstellen.

München. Sechs Wochen vor dem Bundesliga-Start ist der Druck bei Bayern München nach zwei titellosen Jahren schon wieder enorm. In Torjäger Mario Mandzukic hat ein weiterer Zugang den Arrivierten den Kampf angesagt. „Kaiser“ Franz Beckenbauer kritisierte die Einstellung der Stars. Und der neue Sport-Vorstand Matthias Sammer machte vor dem Trainingslager am Gardasee einmal mehr deutlich, dass sich die Profis des deutschen Fußball-Rekordmeisters künftig auf eine harte Linie einstellen müssen und kein Gejammer mehr geduldet wird.

+++ FC Bayern handelt nur, wenn Sammer und Heynckes wollen +++

+++ Sammer bleibt an Martinez dran - 40 Millionen "inakzeptabel" +++

+++ Transferstopp für Sammer - Robben bleibt "zu hundert Prozent" +++

„Bayern München ist immer größer als der einzelne Spieler. Bei einem großen Klub wird es mögliche Härtefälle geben. Da erwarten wir eine Denkweise, dass alles für den Klub gemacht und dies akzeptiert werden muss. In schwierigen Situationen zeigt sich die Klasse“, sagte Sammer am Freitag bei der Vorstellung von Stürmer Mandzukic, der als erster der zwölf EM-Teilnehmer seinen Urlaub beendet hat.

Der Kroate, für 13 Millionen vom VfL Wolfsburg verpflichtet, wird erstmals am Sonntag beim Auftakt des Trainingslagers in Riva del Garda im Bayern-Trikot zu sehen sein. Dann werden auch Arjen Robben und Anatoli Timoschtschuk erwartet. Bastian Schweinsteiger, Franck Ribery und Co. haben dagegen noch eine weitere Woche frei.

Mit welchen Erwartungen sie dann empfangen werden, ist aber jetzt schon klar. „Die Mannschaft war im letzten Jahr gut. Zu sehr gut ist es nicht so weit. In erster Linie steckt noch Entwicklungspotenzial bei uns, diese letzten Prozente suchen wir bei uns, nicht so sehr außerhalb“, meinte Sammer - und liegt damit auf einer Wellenlänge zu Beckenbauer.

Er warf den Spielern vor, in den beiden vergangenen Jahren „nicht an ihre Leistungsgrenze“ gegangen zu sein. „Wenn du das ganze Jahr nur 70 oder 80 Prozent deiner Leistung abrufst, dann reicht das eben nicht. Das ist das Problem“, monierte der Ehrenpräsident.

Deshalb müsste der FC Bayern in der neuen Saison eigentlich auch keine weiteren Transfers mehr tätigen, ergänzte Beckenbauer: „Wir brauchen keine Spieler mehr. Wir haben Qualität genug, und wir haben auch Spieler genug. Aber: Jeder muss wieder einhundert Prozent geben.“ So wie etwa ein Sami Khedira, „der auch bereit ist, sich für die Mannschaft zu opfern. Du brauchst halt einfach solche Typen in der Mannschaft.“

Deshalb, so Sammer, werde der FC Bayern auf dem Transfermarkt weiter „Augen und Ohren offen halten. Wir stehen aber nicht unter Druck. Wir werden sehr vernünftig agieren.“ Heißt, dass die Bayern etwa für Javier Martinez keine 40 Millionen ausgeben werden. Der Spanier hat zwar angeblich schon geäußert, nicht nach München wechseln zu wollen, doch Sammer wollte dies weiterhin nicht ausschließen.

Fix ist seit der EM dagegen der Deal mit Mandzukic. Und der 26 Jahre Nationalspieler hat am Freitag gleich einmal unterstrichen, dass er nicht zum FC Bayern gekommen ist, um Mario Gomez oder Claudio Pizarro von der Bank aus beim Toreschießen zuzusehen. „Überall wo ich war, habe ich mich durchgesetzt, das will ich auch hier. Ich bin überzeugt, dass ich es schaffe“, sagte der Stürmer, um etwas defensiver anzufügen: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, wir werden uns gut verstehen. Ich kann neben den beiden noch besser werden.“

Sammer freut sich über den Konkurrenzkampf. Der 44-Jährige lobte den Neuen als „Verstärkung, die wir brauchen“ und als Spieler „mit internationaler Klasse. Er verfügt über Qualitäten in und außerhalb der Box.“

Den besten Transfer hat der FC Bayern aber auf einer anderen Position getätigt, behauptet zumindest Beckenbauer. „Ich denke, dass Matthias Sammer die Mannschaft jetzt aufwecken wird. Das ist die beste Verpflichtung des Vereins seit Jahren. Der wird den Spielern die Wadln vorrichten. Das ist so. Und der Jupp Heynckes kann froh sein, dass er einen hat, der ihn unterstützt.“ Unter Sammer werde es bei den Münchnern nicht ein drittes Jahr ohne Titel geben: „Da bin ich mir sicher.“