Französische Dopingfahnder sind durch ein abgehörtes Telefonat auf den Doping-Handel aufmerksam geworden. Zwei Händler verhaftet.

Macon. Während der 99. Tour de France ist erstmals die Polizei ausgerückt – ein Radprofi steht unter dringendem Dopingverdacht. Der Franzose Remy Di Gregorio ist wegen der möglichen Verwicklung in eine Dopingaffäre am ersten Tour-Ruhetag festgenommen worden. Für eine Befragung wurde der 26-jährige Bergspezialist vom französischen Team Cofidis in seine Heimatstadt Marseille gebracht, wo die in dem Fall seit dem Vorjahr ermittelnde Staatsanwaltschaft sitzt. Die Behörde bestätigte am Dienstag den Fall.

Nach Mitteilung seines Teams wurde der Fahrer mit sofortiger Wirkung suspendiert. Die Mannschaft ist aber weiter im Rennen. „Dieser Einzelfall soll nicht die Teilnahme der Mannschaft bei der Tour infrage stellen und jene bestrafen, die sich nichts vorzuwerfen haben“, hieß es in der Erklärung der französischen Equipe. Für 16.00 Uhr hatte das Team eine Pressekonferenz angesetzt.

Staatsanwalt Jacques Dallest erklärte der französischen Nachrichtenagentur AFP, Di Gregorio werde wegen des Vorwurfs des organisierten Handels mit Dopingmitteln verhört. Zwei weitere Personen sollen ebenfalls in Marseille befragt worden sein.

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Die Gendarmen im mehrere hundert Kilometer entfernten Bourg-en-Bresse waren am Dienstag im Auftrag der Behörde zur Wahrung der Öffentlichen Gesundheit zum Cofidis-Hotel in Marsch gesetzt worden. Etwa zehn Beamte waren im Einsatz und sorgten für größte Aufregung.

Gegen Di Gregorio waren im vergangenen Jahr Ermittlungen wegen des Verdachts auf Doping eingeleitet worden. Damals fuhr er noch für die kasachische Astana-Mannschaft, die zuletzt 2007 durch die Blutdoping-Affäre Winokurow/Kaschetschkin übel aufgefallen war. Nach Ablauf ihrer Sperren stehen Ex-Telekom-Profi Alexander Winokurow und Andrej Kaschetschkin bei der aktuellen Tour de France wieder im Astana-Aufgebot.

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Das Cofidis-Team ist schon seit vielen Jahren bei der Frankreich-Rundfahrt dabei. Topfahrer ist zur Zeit der im Weißen Trikot als bester Jungprofi fahrende Este Rein Taaramae, der im Gesamtklassement Rang zwölf belegt und bei der ersten Bergankunft in der Vorwoche in den Vogesen mit den Besten mithielt. Unter 22 Mannschaften belegt der Zweitliga-Rennstall derzeit den elften Platz im Teamklassement.

Im vorigen Jahr war bei der Tour ein Fahrer unter Dopingverdacht geraten. Alexander Kolobnew aus Russland musste die Rundfahrt verlassen, nachdem bei ihm ein Diuretikum nachgewiesen worden war. Anschließend war der Katusha-Fahrer lediglich mit einer geringen Geldstrafe belegt worden.

Vorschau der 10. Etappe

Nach dem ersten Ruhetag sind die Favoriten der 99. Tour de France gleich wieder gefragt. Die 194,5 Kilometer lange zehnte Etappe von Macon nach Bellegarde-sur-Valserine beginnt zunächst flach, ist im Finale dafür umso anspruchsvoller. Der Col du Grand Colombier ist mit einer Länge von 17 Kilometer und einer durchschnittlichen Steigung von 7,1 Prozent der erste große Berg der Tour. Allerdings wird der Pass bereits 43 Kilometer vor dem Ziel überquert, sodass mit Angriffen der Herausforderer von Spitzenreiter Bradley Wiggins kaum zu rechnen ist.

Somit bietet sich auch die Chance für bergfeste Ausreißer, die sich im Zeitfahren am Montag und dem folgenden Ruhetag geschont haben. Sollte eine Gruppe gehen, könnte am Grand Colombier bereits der Tagessieger feststehen. Der von vielen als schwerster Berg Frankreichs eingestufte Anstieg steht erstmals im Programm der Tour. Der „Scharfrichter“ ist in der Spitze bis zu 20 Prozent steil.

Gute Erinnerungen dürfte der junge Franzose Thibaut Pinot an den Grand Colombier haben. Der FDJ-Profi, der in diesem Jahr die Tour-Etappe nach Porrentruy als Solist gewann, siegte 2011 auf der Schlussetappe der Tour de l'Ain, die auf eben diesem Berg endete. (dpa/dapd/abendblatt.de)