Dreifach-Weltmeister im Schwergewicht Wladimir Klitschko spricht nach seinem Sieg gegen Thompson über den Kampf und seine Zukunft.

Bern. Das überschüssige Adrenalin sorgte dafür, dass Wladimir Klitschko nach seinem K.-o.-Sieg über Tony Thompson kaum zu bremsen war. Im Ring stimmte der Dreifach-Weltmeister im Schwergewicht ein Geburtstagsständchen für Trainer Emanuel Steward, US-Manager Tom Loeffler und Physiotherapeut Aldo Vetere an, die allesamt Geburtstag hatten. Auf der Pressekonferenz hatte sich der 36 Jahre alte Ukrainer wieder gefasst und analysierte sachlich das Geschehen des Abends.

Hamburger Abendblatt: Herr Klitschko, warum waren Sie im zweiten Duell mit Tony Thompson so viel besser als im ersten Aufeinandertreffen vor vier Jahren in Hamburg?

Wladimir Klitschko: Ich wusste, dass ich schneller, stärker und besser bin als Tony. Aber ich wusste auch, dass Tony alles tun würde, um mich diesmal zu besiegen. Es war kein leichter Job, ich habe seine Power gespürt. Der Un-terschied war, dass ich mich nicht ha-be einlullen lassen, sondern meinen Plan von der zweiten Runde an umge-setzt habe. Die erste Runde hat Tony gewonnen, da habe ich keinen Treffer setzen können. Dann habe ich die Lü-cken gefunden, bin von Runde zu Runde besser an ihn herangekommen und konnte in der fünften Runde die entscheidende Rechte ins Ziel bringen. Ich habe nie an meinem Sieg gezweifelt.

Sie wirkten aggressiver als gewöhnlich, sind mehr Risiko gegangen. Woran lag das?

Klitschko: Tony ist Rechtsausleger, und er hat eine großartige Defensivarbeit. Wir wussten, dass er versuchen würde, meine linke Führhand zu eliminieren. Das ist ihm gut gelungen, aber er hat nicht genug auf die Rechte aufgepasst. Das habe ich gemerkt, deshalb habe ich es genutzt und die Schlaghand häufiger eingesetzt. Ich bin deshalb zufrieden mit dem Ergebnis und damit, dass ich es besser gemacht habe als im ersten Kampf. Es gibt aber noch immer Dinge, die ich besser machen kann.

Dennoch wirken Sie, als seien Sie auf dem Gipfel Ihrer Leistungsfähigkeit. Im Vorfeld des Kampfes haben Sie gesagt, niemand könne Sie stoppen.

"Schneller, stärker, besser": Klitschko sucht Gegenwehr

Klitschko: Das ist meine tiefe Überzeugung. Als ich 30 war, dachte ich, ich bin auf dem Höhepunkt meiner Karriere. Dann gab es jedes Jahr eine Steigerung. Jetzt bin ich 36 und kann definitiv sagen, dass ich bessere Dinge machen kann als vor zehn Jahren. Es ist erstaunlich, wozu der menschliche Körper in der Lage ist.

Haben Sie manchmal Angst bei dem Gedanken daran, dass Ihr Bruder Vitali bald aufhören könnte und Sie das Schwergewicht allein beherrschen müs-sen, oder motiviert Sie der Gedanke daran, dass Sie bald alle Titel allein halten könnten?

Klitschko: Ich genieße es sehr, gemeinsam mit meinem Bruder das Schwergewicht zu beherrschen. An sein Karriereende verschwende ich keinen Gedanken. Niemand weiß, wann das kommen wird, ob ich nicht zuerst aufhöre oder wir beide gemeinsam. Deshalb denke ich zunächst nicht weiter als bis zu Vitalis nächstem Kampf am 8. September in Moskau. Was danach kommt, werden wir sehen.