Der Derbysieger von 2011 startet heute in den Hansa-Preis. Lohnt es sich denn eigentlich, ein Galopprennpferd zu erwerben?

Hamburg. Eduardo Pedroza hatte Glück. Seine Sperre wegen Peitschenmissbrauchs auf dem Favoriten Novellist im Deutschen Derby am Sonntag tritt erst am 14. Juli in Kraft und dauert sechs Renntage. Damit hat der Championjockey heute die Gelegenheit, seine unerwartete Niederlage im Rennen um das Blaue Band umgehend wettzumachen.

Novellist, mit einem Totokurs von 17:10 Euro einer der größten Favoriten der Derbygeschichte, ging es nach seiner Niederlage gar nicht gut: Der Tierarzt stellte gestern Fieber fest. Vielleicht war das ein Grund für das letztlich enttäuschende Abschneiden am Tag zuvor. Zudem wurde bei dem dreijährigen Hengst eine Augenentzündung diagnostiziert, die er sich womöglich wegen eines durch die Hufe anderer Pferde vom Geläuf in die Höhe katapultierten Grasballens zugezogen hat.

Eine hochkarätige Chance für Pedrozas Wiedergutmachung ist der mit 70 000 Euro dotierte Idee-Hansa-Preis heute Abend auf der Galopprennbahn in Horn. In diesem Gruppe-II-Rennen sattelt der Panamaer den mitfavorisierten Hengst Waldpark, der im Vorjahr im Derby triumphiert hatte. Damals saß "Eddie" allerdings auf dem "falschen" Pferd und belegte mit Earl of Tinsdal nur den zweiten Platz.

Ebenfalls über die 2400-Meter-Distanz könnte Waldpark nach zuletzt schwankender Form nun erneut brillieren. Hauptkonkurrenten sind der Schlenderhaner Atempo mit Adrie de Vries im Sattel sowie die von Filip Minarik gerittene Stute Ovambo Queen.

Welches Pferd letztlich das Rennen machen wird, ist offen. "Genau das ist allerdings auch das Schöne am Pferderennen", sagt Florence le Beau, Besitzerin des Vollblutgestüts Lindenhof bei Duvenstedt. Rennsportfreunden, die Interesse am Besitz eines eigenen Pferdes haben, rät le Beau erst einmal, Teil einer Besitzergemeinschaft zu werden. Mit einer Summe von rund 100 Euro im Monat könne man in einem Klub von zehn bis zwölf Mitgliedern bereits ein stattliches Pferd unterhalten, erklärt die Expertin.

Ein Fohlen zu kaufen ist ungleich teurer: Zwischen 3000 und 30 000 Euro kann es kosten. Nach oben gibt es kaum eine Grenze. Für rund 300 Euro im Monat zuzüglich Mehrwertsteuer muss das Fohlen dann mindestens ein Jahr lang in einem Gestüt untergebracht werden. Alle sechs Wochen kommt der Hufschmied (30 Euro), zudem können neben Impfkosten weitere Arztrechnungen anfallen, sollte das Tier krank werden oder sich verletzen.

Ist das Fohlen rund 21 Monate alt, wechselt es in den Trainingsbetrieb und wird langsam auf die ersten Rennen vorbereitet. Die Unterbringung in einem Trainingszentrum sowie der Trainer selbst kosten insgesamt zwischen 600 und 1400 Euro pro Monat - zuzüglich Steuern. Ist das Tier dann bereit für die Rennen, müssen auch die Transporte finanziert werden, die in der Regel zwischen 200 und 400 Euro kosten, von der Rennvereinigung allerdings erheblich bezuschusst werden. Besitzer siegreicher Pferde dagegen sind von dieser Regelung ausgenommen.

"Die durchschnittliche Gewinnsumme eines deutschen Rennpferdes beträgt rund 4700 Euro im Jahr", sagt Florence le Beau, "viele laufen die Gelder, die sie gekostet haben, nie wieder ein." Bei Auktionen sind Pferde bereits für hohe sechsstellige Summen gekauft worden - die Erwartungen konnten die Tiere jedoch nicht immer erfüllen. Als Star der Branche und Beweis dafür, dass ein erfolgreiches Pferd nicht immer teuer sein muss, gilt Danedream, eine kleine, zarte Stute, die ihren Besitzer gerade mal 9000 Euro gekostet und inzwischen drei Millionen Euro Preisgeld gewonnen hat - unter anderem beim Triumph im Prix de l'Arc de Triomphe im vergangenen Oktober in Paris.

"Das ist natürlich ein Glücksfall", betont le Beau. "Man sollte sich aber immer vergegenwärtigen, dass es ein Hobby und nicht unbedingt ein ertragreiches Geschäft ist, Besitzer eines Rennpferdes zu sein." Wer wirklich in ein Pferd investieren möchte, sollte das nötige Geld in jedem Fall übrig haben. "Wenn man dann noch Geduld hat, kann der Pferderennsport ein wunderbares Hobby werden", weiß le Beau.

Das erste Rennen am Dienstag ist für 16.30 Uhr angesetzt; der Hansa-Preis wird um 19 Uhr gestartet. Der Eintritt auf der Rennbahn ist frei.