Klitschko muss erneut eine Titelverteidigung absagen. Nach zwei Eingriffen binnen 24 Stunden ist der Box-Champ noch sehr geschwächt.

Düsseldorf/Hamburg. Was seit siebeneinhalb Jahren keinem Gegner mehr gelang, das hat sein eigener Körper innerhalb eines Jahres nun schon zum zweiten Mal geschafft: Ein drei Gramm schwerer Nierenstein hat Schwergewichts-Boxweltmeister Wladimir Klitschko in die Knie und zur Absage seiner für Sonnabend in Düsseldorf geplanten Verteidigung seiner Titel nach Version von WBO, WBA und IBF gezwungen. Wegen anhaltender Schmerzen musste der 35 Jahre alte Ukrainer gestern einsehen, dass das Duell mit dem Franzosen Jean-Marc Mormeck ein nicht zu vertretendes medizinisches Risiko dargestellt hätte.

Vor einem Jahr hatte Klitschko wegen eines Bauchmuskel-Einrisses ein für 11. Dezember in Mannheim geplantes Duell mit dem Briten Dereck Chisora absagen müssen. Auch der Nachholtermin 30. April fiel offiziell wegen der Nachwirkungen der Verletzung aus. Inoffiziell war jedoch die zeitliche Nähe zum geplanten Megafight mit David Haye, der am 2. Juli in Hamburg stattfand, der Grund.

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"Wladimir ist extrem enttäuscht, weil er nach sieben Wochen Vorbereitung mit 100 Sparringsrunden gern gekämpft hätte und die mehr als 30 000 Fans, die ein Ticket gekauft haben, nicht enttäuschen wollte. Aber es geht ihm leider nicht gut genug", sagte Klitschko-Manager Bernd Bönte gestern auf der offiziellen Pressekonferenz, deren Gesprächsthema sich am Sonntagabend gedreht hatte. Kurz vor seinem Auftritt im von Günther Jauch moderierten RTL-Jahresrückblick hatte der jüngere der Klitschko-Brüder, dem am Sonnabend in der Düsseldorfer Uni-Klinik besagter Nierenstein aus der Harnröhre entfernt worden war, einen Rückfall erlitten. Wegen starker Schmerzen begab er sich erneut in die Klinik, aus der er gestern Mittag entlassen wurde.

"Er ist jetzt schmerzfrei und hat keine Beschwerden mehr. Allerdings ist er nach zwei operativen Eingriffen innerhalb von 24 Stunden noch sehr geschwächt. Bis Mittwoch erhält er Antibiotika und Schmerzmittel, danach sollte er wieder völlig genesen sein", sagte der behandelnde Arzt Peter Albers. Klitschkos Hamburger Vertrauensarzt Bernd-Michael Kabelka sagte: "Das Risiko, derart geschwächt und mit einer frisch operierten Niere einen WM-Kampf zu bestreiten, wäre unverantwortbar gewesen." Dies habe Klitschko bereits am Sonntagabend eingesehen, nachdem es im Laufe des Sonntags noch hieß, der Kampf könne stattfinden.

Mormeck, der bereits in Düsseldorf angereist war, trug die Absage mit Fassung. "Ich habe keinen Grund, an der Richtigkeit der Erklärung zu zweifeln. Wenn jemand krank ist, dann ist das nicht zu ändern", sagte der 39 Jahre alte Franzose. Allerdings warnte er Klitschkos Lager davor, Spielchen mit ihm zu treiben. "Wenn Wladimir vorhat, mich genauso hinzuhalten wie Chisora, dann wird er ein großes Problem mit mir bekommen", sagte er.

Bönte erklärte jedoch, dass der Kampf nur verschoben, aber nicht ausfallen werde. Als Nachholtermin ist der 3. März vorgesehen, die Düsseldorfer LTU-Arena ist für dieses Datum geblockt, die Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit. Allerdings braucht es noch die Zustimmung des Weltverbands IBF, der ursprünglich eine baldige Pflichtverteidigung Klitschkos gegen den US-Amerikaner Tony Thompson angeordnet hatte. "Ich gehe aber davon aus, dass die IBF der Verschiebung zustimmt", sagte Bönte.

Für Wladimir Klitschko steht nun zunächst Erholung auf dem Programm. Die gestrige Pressekonferenz konnte er nicht besuchen, da er erstmals seit Freitagabend, als die Schmerzen im Trainingslager im österreichischen Going akut aufgetreten waren, ein paar Stunden Schlaf fand. Sofern die morgige Nachuntersuchung positiv verläuft, will der Champion nach Hamburg zurückkehren und sich anschließend im Weihnachtsurlaub weiter auskurieren, bevor Anfang Januar die Vorbereitung von Neuem beginnt. Dann hoffentlich mit einem besseren Ende.