Mit dem Heimspiel am Sonnabend gegen Meister Schwerin wird die 26,8 Millionen teure CU-Arena der Volleyballerinnen eingeweiht.

Hamburg. Helmut von Soosten ist ein leiser Mensch, der Worte und Gesten sparsam einsetzt, wenn er redet. Doch die Vorfreude auf den morgigen Sonnabend lässt selbst den so entspannt wirkenden Manager der Bundesliga-Volleyballerinnen vom VT Aurubis zu euphorischen Formulierungen greifen. "Es ist in den vergangenen Monaten so viel über unsere Probleme geredet worden. Jetzt ist es an der Zeit zu sehen, was wir geschafft haben und was in Zukunft alles hier möglich ist", sagt der 47-Jährige.

Es ist nicht in erster Linie die sportliche Perspektive der Mannschaft, die den Manager frohlocken lässt, sondern das Umfeld, in dem sie sich fortan bewegt. Das morgige Heimspiel gegen den deutschen Meister Schweriner SC (18 Uhr) ist die erste Partie in der neuen CU-Arena. Die Multifunktionshalle am S-Bahnhof Neugraben, integriert in das Bildungs- und Gemeinschaftszentrum (BGZ) Süderelbe, soll dem Team von Trainer Jean-Pierre Staelens, 56, den Schritt in eine neue Ära ermöglichen. 2300 Zuschauer fasst die neue Spielstätte, mit einer Deckenhöhe von 12,50 Metern genügt sie internationalen Ansprüchen, und genau diese hegt der Hauptsponsor und Namensgeber.

Die Teilnahme am Europapokal hat Aurubis-Vorstand Michael Landau für die nächste Saison gefordert, was am Ende dieser Spielzeit einen Platz unter den besten vier oder zuvor im März den Pokalsieg voraussetzen würde. Der weltweit größte Kupferrecycler mit Hauptsitz auf der Peute sponsert die Fischbeker Volleyballerinnen seit 2003, seit 2006 als Namensgeber, in dieser Serie mit geschätzten 650 000 Euro. Der sportliche Ertrag fiel bislang bescheiden aus. In der vergangenen Saison reichte es zu Platz sechs, in der laufenden hat sich die erneut neu formierte Mannschaft nach sechs Spieltagen immerhin auf Rang vier vorgeschlagen.

Wie wichtig sportlicher Erfolg für die Fortführung des ambitionierten Volleyballprojekts im Hamburger Süden wäre, zeigt die momentan zögerliche Haltung der Aurubis AG zum Thema Vertragsverlängerung. In der Vergangenheit wurden die Vereinbarungen mit der Spielbetriebsgesellschaft immer zwei Jahre vor dem Auslauftermin erneuert, das wäre im Juni gewesen, nun soll bis Weihnachten eine Entscheidung fallen. Der aktuelle Kontrakt endet Mitte 2013. Ein Ausstieg der Kupferhütte, ist allerdings aus dem Umfeld des Vorstands zu hören, sei vorerst nicht geplant - sonst hätte die AG kaum mehrere Hunderttausend Euro in die Innenausstattung (LED-Wand, Tresenbereich, VIP-Räume) der Halle investiert.

Die Arena, an der Arbeiter am Mittwochmorgen den Namenszug anschraubten, wirkt mit der hellblauen Bestuhlung an drei der vier Spielfeldseiten sowie einer großen Fensterfront im Eingangsbereich und dem 160 m² großen VIP-Raum einladend. Die Kosten von 26,8 Millionen Euro für den gesamten Komplex, zu dem neben der Dreifeldhalle eine Primarschule, eine Kindertagesstätte, ein Jugendzentrum und ein Fitnessstudio gehören, trägt die Stadt, Betreiber ist die Stadtentwicklungs-Gesellschaft. Aurubis darf die Halle mietfrei für seine Heimspiele und den Trainingsbetrieb nutzen, wochentags von 9 bis 12 und 16 bis 19 Uhr. Das große Plus der neuen Spielstätte ist die Verkehrsanbindung. Der S-Bahnhof ist nebenan, ebenso ein großes Parkhaus.

Mit dem Umzug aus der Arena Süderelbe am Neumoorstück (Kapazität: 1000 Zuschauer), die künftig nur für den Schul- und Vereinssport genutzt wird, verbindet die Aurubis AG zusätzliche Ziele. Der in der Saison 2010/2011 auf 650 gesunkene Zuschauerschnitt soll im ersten Schritt verdoppelt und dabei vor allem jüngeres Publikum angesprochen werden. Dafür wurde der Heimspieltermin von sonntags 15 Uhr auf sonnabends 18 Uhr verlegt, im Anschluss an die Spiele soll es kleine Konzerte oder andere Kulturevents geben. Motto: Erst Volleyball, dann auf die Piste.

Mit Werbeplakaten in den benachbarten S-Bahn-Stationen, Verteilung von CityCards in Harburger Lokalen, Zeitungsanzeigen und Gewinnspielen startete Aurubis eine groß angelegte Marketingaktion, die erste in der achteinhalbjährigen Zusammenarbeit mit der Bundesliga-Mannschaft. Dank der neuen LED-Wand und einer Rollbanden-Technik könne man neue Werbeformen anbieten, sagt von Soosten: "Das hat uns in den vergangenen Wochen bereits einige neue Sponsoren gebracht."

Die Zeiten, als die Spielerinnen für die Zuschauer Kuchen und Kekse backen mussten, scheinen damit in Fischbek vorbei. An der Halle wurde ein Vereinsbüro eingerichtet, mit Christian Beutler dafür ein Mitarbeiter eingestellt. "Die Aufbruchstimmung ist überall zu spüren", sagt von Soosten, und Staelens, der am Mittwochabend erstmals mit seinem Team in der neuen Heimat trainierte, pflichtet ihm bei. "Wir sind unglaublich motiviert", sagt er, "und sehr dankbar dafür, dass man uns ein solches Umfeld geschaffen hat." Zwei Wochen werde es dauern, bis sich alle an die neuen Ausmaße der Halle gewöhnt hätten. "Dann soll die CU-Arena unsere Festung werden", sagt er.

Für die Premiere hat sich bereits lokale Prominenz angesagt. Die Senatoren Michael Neumann (Sport), Frank Horch (Wirtschaft) und Ties Rabe (Schule) werden zuschauen wie der ehemalige Verteidigungsminister Volker Rühe, der seit mehr als zehn Jahren zu den Stammgästen zählt. "Wir wollen Volleyball zur führenden Frauensportart in Hamburg machen", sagt Aurubis-Sprecher Matthias Trott, "da ist uns jede politische Unterstützung willkommen."