Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Noch nie ist einem deutschen Volleyballklub der Aufschlag in die Zukunft derart komfortabel ausgestaltet worden wie dem Hamburger Volleyball-Team Aurubis. Für 26,8 Millionen Euro hat die Stadt den Frauen in Neugraben eine neue Spielstätte termingerecht (!) hingestellt, und auch die finanzielle Ausstattung stimmt. Namensgeber Aurubis, der weltgrößte Kupferrecycler, alimentiert das Bundesligaensemble nun schon im neunten Jahr mit einem höheren sechsstelligen Betrag. Was bislang fehlte, waren Erfolge. Alle Erklärungen für ihr Ausbleiben, selbst die wenigen plausiblen, sind fortan Geschichte. Jetzt müssen Mannschaft und Trainer liefern. Am besten Titel. Sonst droht diese Kupferhütte zu einer Gedenkstätte gescheiterter Ansprüche zu werden.

Viel Zeit - und damit auch viel Geld - ist bereits vertan worden. Die Aurubis AG trägt daran Mitschuld. Sie wollte sich lange nicht in die Strukturen des Vereins einmischen, jetzt hat sie es getan. Endlich sagen jene, die ein professionelles Umfeld als Voraussetzung für Siege auf höchstem Leistungsniveau für unabdingbar halten. Trainer Jean-Pierre Staelens gehört zu ihnen. Bei seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren hatte er genau diese Veränderungen gefordert. Andere mögen sie bedauern. Der Verein wird einen Teil seines bodenständigen Charmes verlieren, seine manchmal zu familiäre Atmosphäre, die Misserfolge immer wieder verzieh - und sie damit geradezu herausforderte. Den Nostalgikern sei aber gesagt: Der Aufbruch in eine neue Ära ist die letzte Chance, in den nächsten Jahren Spitzenvolleyball in Hamburg sehen zu können.