Löwen-Chef Storm gerät als Belastungszeuge selbst unter Druck

Kiel. Am elften Tag des Kieler Handballprozesses gegen die ehemaligen Macher des THW Kiel ist der Zeuge Thorsten Storm in Erklärungsnöte geraten. Sichtlich konsterniert verließ der Geschäftsführer der Rhein-Neckar Löwen gestern den Saal 232 des Landgerichts Kiel, nachdem ihn die Verteidigung des früheren THW-Managers Uwe Schwenker mit einer Aussage seines Vaters konfrontiert hatte.

Storm senior hatte bei der Polizei ausgesagt, sein Sohn habe ihm Mitte oder Ende Januar 2009 erzählt, der THW Kiel habe da "irgendwo eine Leiche im Keller". Man könne die Spieler Nikola Karabatic und Vid Kavticnik womöglich "für umsonst kriegen". Thorsten Storm reagierte verblüfft. "Das glaube ich nicht", sagte der 47-Jährige kopfschüttelnd.

Diese Aussage könnte entscheidende Folgen für den Prozess haben, denn sie stützt die Version der Verteidigung Schwenkers, Storm habe die Gerüchte um angebliche Manipulation gezielt eingesetzt, um so Kiels Starspieler Karabatic womöglich kostenlos nach Mannheim zu lotsen. Der Anklage zufolge sollen Schwenker und der frühere THW-Trainer Zvonimir Serdarusic das Champions-League-Finale 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt durch Schiedsrichterbestechung manipuliert haben. Schwenker wie auch Serdarusic bestreiten die Vorwürfe vehement. Die Anschuldigungen wurden Anfang 2009 bekannt.

Der THW Kiel hatte am 25. Januar 2009, als sich Storm, ein Anwalt der Löwen, Schwenker und THW-Gesellschafter Georg Wegner getroffen hatten, 3,5 Millionen Euro Ablöse für beide Profis verlangt, die Löwen wollten nur 1,3 Millionen zahlen. Am Ende scheiterten die Wechsel aber vor allem daran, dass die Mannheimer von einer Verpflichtung des ehemaligen THW-Trainers Serdarusic Abstand nahmen. Der Coach hatte bei den Löwen im Dezember 2008 einen Vertrag unterschrieben und galt als Lieblingstrainer von Karabatic und Kavticnik. Aufgrund seiner vermeintlichen Verwicklung in die Bestechungsaffäre bewerteten die Mannheimer ein Engagement von Serdarusic aber als untragbar und lösten den Kontrakt mit dem Coach Ende Februar 2009 auf.

Wie schon am Vortag bestritt Storm energisch, die Manipulationsvorwürfe als Druckmittel eingesetzt zu haben. Weil ihm aber bewusst geworden sei, dass die Transferverhandlungen mit einer Erpressung in Verbindung gebracht werden könnten, habe er den Löwen-Anwalt Christian Wiegert hinzugezogen, berichtete er. Die Glaubwürdigkeit des Zeugen wurde von der Verteidigung nach dem gestrigen Prozesstag stark angezweifelt. Storm konnte sich nicht erinnern, wann genau er das erste Mal von den Bestechungsvorwürfen erfahren hatte. Er behauptete aber, nicht schon vor dem Vertragsschluss mit Serdarusic am 29. Dezember 2008 konkrete Informationen gehabt zu haben. Demgegenüber steht jedoch, dass Storm schon am 23. Dezember 2008 am Rande eines Spiels in Flensburg erklärt hatte, dass "in Kiel bald eine Bombe" platze.

Schwenkers Verteidigung zeigte sich mit dem Verlauf der Vernehmung zufrieden. Nach Befragung "der wesentlichen Zeugen" sei "nichts von den Vorwürfen übrig geblieben - außer Unklarheiten und Widersprüche", erklärte Rechtsanwalt Michael Gubitz. "Und darauf stützt sich die Anklage. Darüber kann man nur den Kopf schütteln", sagte Gubitz.