Die Tarifverhandlungen sind gescheitert. Basketballprofis und Teameigner sehen sich nun vor Gericht wieder

New York/Boston. Die Hoffnungen auf einen baldigen NBA-Start sind endgültig geplatzt. Wann Dirk Nowitzki und Co. endlich wieder aufs Parkett zurückkehren, liegt nun in den Händen von Anwälten und Gerichten. Nachdem die Spielergewerkschaft NBPA am Montag (Ortszeit) das "nachgebesserte Angebot" der Liga abgelehnt und sich danach selbst aufgelöst hatte, tritt der Arbeitskampf in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga nun in seine schmutzige Phase. NBA-Boss David Stern sagte, die Liga stehe vor einem "nuklearen Winter".

Ein Totalausfall der Spielzeit 2011/2012 ist damit so "nah wie nie", wie die "New York Times" analysierte. Auch Nowitzki, der in der Vorsaison mit den Dallas Mavericks den Titel holte, muss sich nun intensiver nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. "Ich kann nicht ein Jahr lang rumsitzen und nichts tun", hatte Nowitzki immer gesagt. Ein Engagement in Deutschland ist dennoch eher unwahrscheinlich, obwohl mit Bamberg, München und Berlin drei potenzielle Interessenten bereitstünden. "Doch dann müsste ich mich für einen Klub entscheiden und die anderen beiden wären enttäuscht", sagte der 33-Jährige, der zudem den Rummel um seine Person in Deutschland fürchtet. Der wenig schillernde Tabellen-13. BBC Bayreuth ist derweil an einer Verpflichtung von Superstar Kevin Durant interessiert. Der Verein rechnet nach dem Scheitern der NBA-Tarifverhandlungen mit einer raschen Entscheidung. Der 23-jährige Ausnahmekönner der Oklahoma City Thunder soll über externe Sponsoren finanziert werden. "Es könnte in Kürze eine Entscheidung fallen, vielleicht schon morgen", sagte Bayreuths Vereinssprecher Michael Birkhan.

Die Fronten zwischen NBA-Profis und Liga sind nach der Absage der Spieler am 137. Tag des Lockouts verhärteter denn je. "Billy Hunter hat sich entschieden, die Saison in Gefahr zu bringen", schimpfte NBA-Boss David Stern. NBPA-Geschäftsführer Hunter schob den Schwarzen Peter dagegen der Liga zu. "Wir bereiten uns momentan darauf vor, die NBA kartellrechtlich zu belangen. Nur so haben die Spieler eine Chance auf ein gerechtes Verfahren."

Die Spielergewerkschaft wandelte sich nach ihrer Auflösung in eine Handelsgesellschaft um. Somit ist die NBPA nicht mehr Repräsentant der mehr als 430 Basketballprofis, die nun in Einzelklagen gegen den Lockout kartellrechtlich vorgehen können. Hunter kündigte bereits an, dass die Spieler bis Mittwoch eine Sammelklage vor einem Gericht einreichen werden. Verantwortlich für die Profis sind nun die beiden Anwälte Jeffrey Kessler und David Boies. Beide waren schon in den Arbeitskampf der Football-Liga NFL in diesem Jahr verwickelt. Auch die Footballer hatten ihre Gewerkschaft aufgelöst und die NFL vor ein US-amerikanisches Gericht gezerrt. Am Ende einigten sich beide Seiten aber doch noch auf einen neuen Tarifvertrag, sodass die Saison starten konnte.

Die Profis hatten sich am Montag nach dreistündigen Beratungen in New York entschieden, das Angebot der Teambesitzer zur Teilung der Gesamteinnahmen von rund 4,3 Milliarden Dollar (3,18 Milliarden Euro) erneut abzulehnen. NBPA-Präsident Derek Fisher hob hervor, dass die Abstimmung unter den Spieler-Repräsentanten der 30 Teams "einstimmig" ausgefallen sei. Stern kritisierte dagegen, die NBPA habe den Vorschlag den Profis nicht einmal zur Abstimmung vorgelegt. "Wenn ich Spieler wäre, würde ich mich sehr darüber wundern, was Billy Hunter hier gerade getan hat", sagte Stern, der von einer "unverantwortlichen Aktion zu diesem späten Zeitpunkt" sprach.

Der 69-Jährige hatte am Wochenende betont, dass es vonseiten der Teambesitzer nichts mehr zu verhandeln gebe. Hätten die Spieler das 50:50-Angebot angenommen, hätte die Saison am 15. Dezember mit einem 72 Partien umfassenden Vorrundenspielplan pro Team beginnen sollen. Doch die Spieler sind sauer und ließen den Deal abermals platzen. "Der Vertrag hätte längst abgeschlossen sein können. Wir haben gegeben, gegeben und gegeben. Es ging so weit, dass sie zu viel gefordert und die Spieler sie zurückgestoßen haben", sagt Hunter. Liga und Gewerkschaft streiten seit knapp zweieinhalb Jahren um ein neues Arbeitspapier. Die NBA gibt an, in der vergangenen Saison 300 Millionen Dollar (222 Millionen Euro) Verlust gemacht zu haben. Sie wollte die Einnahmen der Spieler daher für die vorgesehene zehnjährige Vertragslaufzeit von den bisherigen 57 Prozent um mindestens sieben Prozentpunkte kürzen, die Spieler beharren auf mindestens 52 Prozent.

Alle Partien im November waren wegen des Streits bereits abgesagt worden. Einen Komplettausfall einer Saison hat es bisher in der NBA noch nicht gegeben. Die Angst davor wächst immer stärker. In der Spielzeit 1998/99 stritten beide Seiten zwar schon einmal erbittert um einen neuen Kontrakt. Damals fand aber eine verkürzte Saison mit 50 Partien pro Team statt. Doch selbst davon sind beide Seiten dieses Mal weit entfernt. Das Ansehen der Liga sinkt bereits. In einer Umfrage gaben 76 Prozent der Befragten in den USA an, die NBA nicht zu vermissen.