Ein Kommentar von Kai Schiller

Mit Sicherheit konnte sich James Naismith in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen, was er da auslöste, als er 1891 zwei Pfirsichkörbe in Höhe von 3,05 Metern aufhängen ließ. Der kanadische Arzt und Pädagoge war auf der Suche nach einer neuen Betätigung für seine Studenten, die auch im Winter sportlich aktiv sein sollten. Es war nicht mehr und nicht weniger als die Erfindung des heutigen Basketballs.

120 Jahre später ist aus dem Spiel, das rund um den Globus Milliarden von Menschen begeistern sollte, zumindest im Mutterland des Basketballs ein traurig-tragischer Kampf um Macht, Eitelkeiten und sehr viel Geld geworden. Seit Monaten hatten die Klubbesitzer und die Spieler der Profiliga NBA um ihren Anteil an dem milliardenschweren Geldtopf gestritten - mit dem vorläufigen Ergebnis, dass die immer wieder verschobene Saison nun endgültig abgesagt werden soll. Es wäre das erste Mal in der Geschichte der NBA, dass eine komplette Spielzeit gestrichen wird, und es wäre der letzte Beweis, dass sich die Koordinaten in der Sportnation USA offenbar irreparabel verschoben haben.

Die angebotenen 50 Prozent der Gesamteinnahmen des Milliardengeschäfts NBA waren den Millionären in kurzen Hosen am Ende von 137 Verhandlungstagen nicht genug. Damit dürfen sich die Klubbesitzer, die keine Einnahmen mehr verzeichnen, und die Spieler, die keine Gehälter mehr bekommen, gleichermaßen als Verlierer fühlen. Die größten Verlierer sind aber die Fans, die auf ihr geliebtes Spiel verzichten müssen. Das hätte auch Mr. Naismith nun wirklich nicht gewollt.