Michael Stich, Turnierchef am Rothenbaum, fehlt die nötige Unterstützung der 18 Landesverbände. Georg von Waldenfels kandidiert erneut.

Berlin. Als die Landesfürsten des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) im Frühsommer zu einer Sitzung in Düsseldorf zusammenkamen, da stand auch das Thema der Präsidentenwahl auf ihrer Agenda, die an diesem Sonntag in Berlin stattfindet. Gekommen zu dem Treffen war damals auch der Frankfurter Investmentbanker Karl-Georg Altenburg, der Mann, der den amtierenden DTB-Chef Georg von Waldenfels beerben will. Der Chef der deutschen Dependance von J.P. Morgan erläuterte seine Vorstellungen, anschließend stimmten die Regionalkönige vorsorglich ab, um die Machtverhältnisse abzuklären, und das Stimmenergebnis war relativ eindeutig: Sieben Mitgliedsverbände mit 66 der 111 Gesamtstimmen legten sich auf Altenburg fest. Im Interesse eines reibungslosen Übergangs baten die Waldenfels-Gegner den Amtsinhaber, seinen Wahlkampf zu beenden. Dies blieb nur ein Wunsch.

Am Sonntag tritt Waldenfels zur Überraschung vieler für eine weitere Amtsperiode an. Überdies finden die Landesverbände einen erstaunlichen Antrag vor: Ab sofort soll danach jeder Landesverband bei den Wahlabstimmungen über ein Basispaket von wenigstens fünf Stimmen verfügen, ergänzt um einen weiteren Anteil, der sich nach der Mitgliederzahl berechnet. Zudem benötigten Bewerber laut dem Antrag für eine erfolgreiche Wahl künftig die Zustimmung von mindestens acht Landesverbänden. Die erforderliche Zweidrittelmehrheit dürfte nicht erreicht werden, von "Taschenspielertricks", "undemokratischem Verhalten" und "schlechten Verlierern" sprechen Altenburgs Anhänger.

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Dass sich in dieser Gemengelage Wimbledonsieger Michael Stich in die Manege treiben lassen würde, hatten nur die wenigsten Insider geglaubt - inzwischen gilt als sicher, dass der von Waldenfels und dem bayerischen Verband ins Gespräch gebrachte Direktor des Rothenbaum-Turniers nicht für eine Kandidatur zur Verfügung steht. Es gibt dazu, konsequent von Stich, keine Stellungnahme, schließlich muss er nichts dementieren, wozu er sich nie bereitgefunden hatte. Jedenfalls nicht unter realistischen Bedingungen: Dass ihn alle Landesverbände einvernehmlich unterstützen würden, nachdem er zwei Wochen vor dem Wahlgang plötzlich aus dem Hut gezaubert worden war, konnte niemand ernsthaft erwarten.

Einer aus Stichs Tennisgeneration wird wohl aber künftig mitmischen in der Führungsetage des Verbands: Der Schwabe Carl-Uwe Steeb soll sich nach geglückter Wahl als Vizepräsident um den Leistungssport kümmern.