Mister Handball Heiner Brand ist von seinem Freund Joachim Deckarm für seine 14-jährige Tätigkeit als Bundestrainer geehrt worden.

Halle/Westfalen. Heiner Brand war sichtlich bewegt und seine Stimme stockte, als er ausgerechnet von seinem Freund Joachim Deckarm für die 14-jährige Tätigkeit als Handball-Bundestrainer geehrt worden war. "Das ist ein sehr emotionaler Augenblick für mich, hier mit Joachim zu stehen. Ich darf mich sehr für diese Auszeichnung bedanken“, sagte der deutsche Mr. Handball bei der kleinen Zeremonie am Rande des Supercups in Halle/Westfalen.

Die Verleihung des Joachim-Deckarm-Pokals war zugleich der endgültige Schlussstrich unter die Ära Brand, die mit dem Gewinn des WM-Titels 2007 ihren Höhepunkt erreicht hatte. So wurde der Mann mit dem Schnauzbart ein letztes Mal von den gut 5000 Zuschauern mit Standing Ovations gefeiert. "Danke Heiner“, stand auf einer großen Bande geschrieben.

Doch dass ausgerechnet Deckarm ihm den Preis verlieh, machte die Sache für Brand erst so emotional. Brand hatte mit ansehen müssen, wie sein früherer Teamkollege im März 1979 bei einem Europacupspiel des VfL Gummersbach im ungarischen Tatabanya schwerste Kopfverletzungen erlitten hatte und seitdem an den Rollstuhl gebunden ist. Der Joachim-Deckarm-Preis symbolisiert die aus Bronze gegossene Wurfhand des einstmaligen Starspielers Deckarm.

Für Brand war es zugleich die Verabschiedung aus dem Amt des Nationaltrainers mit gut dreimonatiger Verspätung. Der 59-Jährige hatte nach dem schwachen Abschneiden bei der WM in Schweden, als das DHB-Team mit Platz elf weit hinter den Erwartungen geblieben war, seinen Rücktritt erklärt und den Stab an seinen langjährigen Co-Trainer Martin Heuberger übergeben.

"Nun darf ich auch offiziell sagen, dass meine Karriere als Trainer vorbei ist“, ergänzte Brand, der zukünftig als Manager für den Deutschen Handball-Bund tätig ist. Dabei wurde er mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2015 ausgestattet. "Er hat nicht die Verantwortung abgegeben, sondern eine Aufgabe übernommen, die möglicherweise schwieriger ist als vorher“, sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach.

Der DHB-Boss würdigte Brand "als besten Trainer, den wir je hatten“. Damit dürfte Strombach kaum falsch gelegen haben. In seinen 14 Jahren hatte der Gummersbacher die deutsche Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze geführt. 2004 gewann Brand mit seinem Team den EM-Titel, doch zum ganz großen Coup hatte es lange Zeit nicht gereicht. Sowohl bei der WM 2003 und bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen hatte es unglückliche Final-Niederlagen gegeben.

2007 folgte dann doch die Krönung bei der WM im eigenen Land, als die DHB-Auswahl ein Wintermärchen geschrieben und erstmals seit 1978 wieder den Titel geholt hatte. Insbesondere beim Halbfinal-Krimi gegen Frankreich und anschließend im Finale gegen Polen zog die Brand-Mannschaft eine ganze Nation in ihren Bann.

Danach folgte aber der stetige Absturz, den auch Brand nicht aufzuhalten vermochte. Nun soll Heuberger die Wende einleiten. Dass die Aufgabe alles andere als einfach wird, zeigte der Supercup. Das deutsche Team belegte beim Vier-Nationen-Turnier den letzten Platz.

Von Stefan Tabeling