Ein Kommentar von Achim Leoni

Einer Lebensleistung in 43 Zeilen gerecht werden zu wollen ist ein ehrgeiziges Unterfangen. Im Falle Heiner Brands ist es ein Ding der Unmöglichkeit. Seine Erfolge ließen sich vielleicht angemessen würdigen. Das Erstaunliche aber ist ja, dass dem Handball-Bundestrainer die Herzen auch zuflogen, als die Erfolge ausblieben.

Die fast kultische Verehrung dieses Manns lässt sich mit seinen sportlichen Verdiensten allein nicht hinreichend erklären. Sie werden in der sich schnell drehenden Welt des Sportbusiness gern wieder vergessen. Brands Titel als Spieler und als Trainer sind überholt, aber im Herzen des Publikums ist er immer der Weltmeister geblieben. An ihm findet die Sehnsucht nach einem Sportsmann Halt, wie es ihn so eigentlich nicht mehr gibt. Heiner Brand ist ein Leben lang treu geblieben: seinem Verein, dem VfL, seiner Stadt Gummersbach, seiner Frau Christel und sich selbst. Heiner Brand hat nie versucht, ein anderer als Heiner Brand zu sein. Und egal, auf welchem Parkett er für seine Sache gekämpft hat: Er hat bei aller Härte nur selten die Grenzen der Fairness verletzt.

Als Bundestrainer hat es Heiner Brand geschafft, dem Handball über eineinhalb Jahrzehnte ein Gesicht zu geben, das nicht nur dank des Schnauzbarts unverwechselbar ist. Seinen Nachfolger an Brands Popularitätswerten zu messen hieße, ihn zum Scheitern zu verurteilen. Die Aufgabe ist auch so schwer genug: die deutschen Handballer zurück an die Spitze zu führen. Als Sympathieträger wird Brand nicht zu ersetzen sein.