Vier Tage nach seinem tragischen Tod ist der Motorrad-Weltmeister in Coriano beigesetzt worden. Leichnam Simoncellis in Glassarg aufgebahrt.

Coriano. Es waren rührende Szenen, als die Familie und engste Freunde wie Starpilot Valentino Rossi die Kirche in Coriano betraten. Mit Tränen und Applaus nahm die Motorrad-Welt Abschied von Marco Simoncelli. Bei einer bewegenden Trauerfeier am Donnerstag, die live übertragen wurde, erwiesen Angehörige, engste Freunde und Teammitglieder dem am Sonntag bei einem Rennunfall tödlich verunglückten MotoGP-Piloten aus Italien in seinem Heimatort die letzte Ehre. Der erst 24-jährige Simoncelli wurde anschließend im engsten Kreis beigesetzt.

Beim Gottesdienst nahmen Marco Simoncellis langjährige Freundin Kate, Mutter Rosella, Vater Paolo und etliche Motorradkollegen unter Tränen Abschied. Ihr Blick schweifte immer wieder zu dem Sarg, der zwischen zwei Motorrädern aufgebahrt worden war. Dabei handelte es sich um Simoncellis aktuelle MotoGP-Maschine und das Motorrad, mit dem er 2008 den WM-Titel in der 250er Klasse gewonnen hatte. Auf dem Glassarg stand Simoncellis Helm, den er beim Unfall verloren hatte.

Verunglückter Simoncelli fiel bei Bergung von der Trage

Hier kommt Marco Simoncellis Leichnam nach Hause

Italien trauert um verunglückten Weltmeister Simoncelli

„Viele Erinnerungen tauchen in mir auf. Mit Marco haben wir so viel gemeinsam erlebt. Wir waren immer zusammen unterwegs, wo es Motoren gab“, sagte Rossi. Zuletzt am Sonntag: Simoncelli war beim WM-Lauf der MotoGP in Malaysia in der zweiten Runde gestürzt und und von den nachfolgenden Motorrädern seiner Kollegen Rossi und Colin Edwards überrollt worden. Bei dem Sturz hatte er tödliche Brust-, Kopf- und Nackenverletzungen erlitten.

Live-Übertragung auf dem Kirchplatz und in Misano

Auf dem Kirchplatz waren Bildschirme für eine Live-Übertragung aufgestellt worden, damit auch Fans die Trauerzeremonie verfolgen konnten. Auch auf die Rennstrecke nach Misano waren die Menschen geströmt, weil auch dort Leinwände standen. Der Gottesdienst wurde sogar im italienischen Fernsehen übertragen. Auch Staatspräsident Giorgio Napolitano hatte die Trauerfeier aus Rom verfolgt.

Besonders bewegend: Vor dem Gottesdienst waren rund 30 Kinder auf Mini-Motorrädern über den Kirchplatz gerollt und hatten Luftballons mit Simoncellis Nummer 58 in den Himmel steigen lassen. Vater Paolo dankte den Fans für die Beileidsbekundungen. „Ab morgen werden wir mit unserem Schmerz allein sein, doch jetzt hilft es uns zu sehen, wie sehr Marco geliebt wurde“, sagte Paolo Simoncelli. Der Vater hatte zuvor vom Pfarrer die Genehmigung erhalten, zwei Motorräder seines Sohnes in die Kirche bringen zu lassen.

Simoncelli in Jeans und T-Shirt aufgebahrt

Rund 20.000 Fans haben seit Mittwoch in der 10.000-Seelen-Gemeinde nahe des Adria-Badeorts Rimini Abschied von Simoncelli genommen. Der Leichnam des Italieners war in einem Glassarg vor zwei Motorrädern aufgebahrt worden. Besucher hatte lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, um Simoncelli die letzte Ehre zu erweisen.

Der Präsident des italienischen Motorsport-Verbands, Paolo Sesti, forderte unterdessen die WM-Organisatoren in einem Schreiben auf, Simoncellis Nummer 58 zurückzuziehen. „Das wäre eine Geste des Respekts für einen Piloten, der absolut einmalig war“, sagte Sesti.

Auch der AC Mailand, Simoncellis Lieblingsverein, würdigte das tote Motorrad-Idol. Auf der Großbildleinwand im Meazza-Stadion wurde am Mittwochabend vor dem Spiel des AC Milan gegen Atalanta ein Video mit Ausschnitten aus Simoncellis viel zu kurzem Motorradsport-Leben gezeigt. „AC Mailand gedenkt Marco, einem wahren Motorrad-Meister“, war auf einem Spruchband zu lesen.

Ein Amateurvideo auf der Internetplattform „You tube“, das Pannen bei der Bergung Simoncellis zeigt, hatte in Italien zusätzlich für Aufregung gesorgt. Darauf ist zu sehen, wie die Helfer den schwer verletzten Rennfahrer auf dem Weg von der Strecke zum Rettungswagen von der Trage fallen lassen und ihn dann hastig wieder aufheben. (dapd)