Es war ein Bild des Grauens nach der Massenkarambolage beim Saisonfinale. Auch Hamilton trauert um einen Freund.

Las Vegas. Kopfverletzungen waren die Ursache für den Tod des zweimaligen Indy-500-Siegers Dan Wheldon, der am Sonntag bei einem Massenunfall auf dem Las Vegas Motor Speedway ums Leben gekommen war. Dies teilte Gerichtsmediziner Michael Murohey am Montag nach der Autopsie in der Spielerstadt mit. Der 33-Jährige Wheldon war in einen Crash von insgesamt 15 Wagen verwickelt gewesen. Dabei hatte sein Auto abgehoben und war brennend in einen Fangzaun geknallt.

Der Engländer war noch mit dem Hubschrauber ins University Medical Center der Spielerstadt geflogen worden. Zwei Stunden lang kämpften die Ärzte um sein Leben, am Ende aber hatten sie nur noch Weldons Tod vermelden können. Zwei weitere Fahrer, die bei dem Massencrash verletzt worden waren, sind nach Behandlungen am Montag wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der US-Amerikaner JR Hildebrand (Verletzung am Brustbein), dessen Crash gegen die Begrenzungsmauer wenige hundert Meter vor dem Ziel Wheldon im Mai dessen zweiten Triumph bei den legendären 500 Meilen von Indianapolis ermöglicht hatte, und die Britin Pippa Mann (Verbrennungen an der rechten Hand) hatten eine Nacht im University Medical Center verbracht. Pippa Mann muss allerdings in zwei bis drei Wochen nochmals an der Hand operiert werden.

Unfall mit Tempo 300


Die Teamchefs hatten Tränen in den Augen, die Zuschauer schrien entsetzt auf, und selbst die hart gesottenen Rennfahrer hatten so etwas noch nie erlebt. Autos flogen wie Flugzeuge durch die Luft und schlugen danach als Feuerbälle in die Betonmauer und den Fangzaun ein. Erst als sich der Rauch Minuten später etwas verzogen hatte, wurde das ganze Ausmaß dieser Katastrophe sichtbar. Gleich 15 Rennwagen waren im Saisonfinale der IndyCar-Serie in Las Vegas in einen fürchterlichen Massenunfall verwickelt. Was sich bot, war ein Bild des Grauens.

Überall kletterten die Bruchpiloten nach und nach aus den Wracks, standen auf wackligen Beinen in dem Trümmerfeld. Nur einer blieb reglos in seinem Trümmerhaufen sitzen: Der Brite Dan Wheldon, vor fünf Monaten noch strahlender Sieger der berühmten 500 Meilen von Indianapolis, kämpfte um sein Leben. Zwei Stunden später hatte er diesen Kampf verloren. Der 33-Jährige erlag in der Uni-Klinik von Las Vegas seinen schweren Verletzungen. Wheldon hinterlässt Ehefrau Susie und die Söhne Sebastian (2) und Oliver (7 Monate).

Wheldons Fahrerkollegen waren fassungslos. Viele fanden keine Worte, für das, was passiert war. Sie zogen sich zurück und wollten in ihrer Trauer alleine sein. Als eine der ersten stellte sich schließlich Danica Patrick den Fragen. Sie hatte die fatale Massenkarambolage aus dem Cockpit ihres Autos schließlich aus nächster Nähe beobachtet. „Es war wie in einem brutalen Film. Auf der ganzen Fahrbahn lagen Trümmerteile“, sagte die Amerikanerin. Man habe den Rauch riechen können: „Es war ein riesiger Feuerklotz, um den wir herumgefahren sind. Es gibt dafür keine Worte. Ich bin wie viele andere am Boden zerstört.“

Auch die Formel 1 trug Trauer. „Das ist ein extrem trauriger Tag“, sagte Lewis Hamilton, der seinen Landsmann Wheldon gut kannte: „Das ist ein tragischer Verlust. Mein Herz ist in dieser extrem schwierigen Zeit bei seiner Familie und seinen Freunden.“

Dabei schien es, dass Wheldon in diesem Jahr endgültig sein Glück in der IndyCar-Serie gefunden hätte. Als arbeitsloser Rennfahrer gewann er im Mai sensationell zum zweiten Mal nach 2005 die legendären Indy 500. Zur Belohnung hatte der Brite einen Vertrag im Team von Michael Andretti für 2012 erhalten. „Wir hatten noch große Pläne“, sagte Andretti: „Ich bin erschüttert, aber leider wird es Tage wie diesen immer wieder geben. Es tut sehr weh, aber so ist es nun einmal.“

Auch der legendäre Teamchef Roger Penske schämte sich nicht für seine Tränen. „Dan war ein Champion, ein wundervoller junger Mann und ein unglaublicher Fahrer“, sagte der Amerikaner. Seine Gebete und Gedanken gelten nun Wheldons Familie.

Wheldon war ein erfahrener Pilot, doch auch er hatte am Sonntag keine Chance, den Unfall zu vermeiden. Der Brite war als Letzter des Feldes mit 34 Autos ins Rennen gestartet und machte schnell Boden gut. Er war schon bis auf Platz 24 nach vorne gerast, als es in der 13. Runde in Turn 2 zu der verhängnisvollen Massenkarambolage kam. Wheldon konnte bei einer wahnwitzigen Geschwindigkeit von weit mehr als 300 km/h nicht mehr ausweichen. Sein Auto hob wie ein Düsenjäger ab, flog meterhoch über die anderen Fahrzeuge hinweg und zerschellte förmlich in der Betonmauer und dem Fangzaun.

Als in Las Vegas klar war, dass Wheldon den Unfall nicht überlebt hatte, ließ IndyCar-Chef Randy Bernard das Rennen sofort abbrechen. Die verbliebenen Piloten fuhren für ihren toten Kollegen noch fünf Ehrenrunden, dann wurde die Zielflagge geschwenkt. Dass der Schotte Dario Franchitti zum vierten Mal IndyCar-Champion wurde, interessierte an diesem Tag niemanden.

Wheldon fuhr seit der Saison 2002 in der IndyCar-Serie. Er bestritt 133 Rennen, von denen er 16 gewann. Ein Wechsel in die Formel 1 war für ihn nie ein Thema. „Indy 500 ist das größte für mich“, sagte Wheldon 2005, kurz nachdem er das Rennen als zweiter Engländer seit Graham Hill im Jahr 1966 gewonnen hatte: „Es wäre wirklich schwierig, die Serie zu verlassen, allein wegen dieses Rennens.“